Leider nicht der Colin Hadler, den ich kenne

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suse9 Avatar

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Drei junge Leute – die Protagonistin Romy, ihr Partner sowie ihr bester Freund – wollen den Sommer einmal ganz anders als üblich verbringen. Ein Dorf weit ab der Zivilisation ist ihr Ziel. Die Bewohner arbeiten noch zusammen, helfen sich, verzichten auf Strom und fließend Wasser – zurück zu den Wurzeln also. Romy, Aurel und Jannis werden mit eingebunden und lernen das ursprüngliche Dorfleben hautnah kennen. Ein paar Ungereimtheiten hier und da, Ereignisse, die sich nicht erklären lassen und das Gefühl, das Tal nicht so schnell wieder verlassen zu können, verursachen ein unterschwelliges ständig wachsendes Unbehagen. Romy stellt sich den Fragen und will die Antworten, selbst auf die Gefahr hin, sich dabei zu verlieren.

Der Debütroman des Autors „Hinterm Hasen lauert er“ hatte mich damals begeistert, und entsprechend hoch waren natürlich auch meine Erwartungen an den nun vorliegenden Roman. Es ist leider immer so, dass man an Erfolge anknüpfen muss, um den Leser nicht zu enttäuschen. Colin Hadler gelang dies mit „Ancora“ nicht. Nicht für mich.

Die Geschichte ist gut geschrieben und leicht verständlich. Ein Dorf in einem Tal ohne Handyempfang, Strom und fließend Wasser ist eine interessante Idee und lässt Spielraum für die Handlung. Diese ist auch spannend und nicht unbedingt vorhersehbar. Aber, ja aber, mir war der Schreibstil zu schlicht. Es ist ein gutes Jugendbuch, allerdings weiß ich, dass Colin Hadler besser – viel besser – schreiben kann. Ich stellte mir oft die Frage, warum er sich für diesen einfachen Stil entschieden hatte. Ging es darum, eine breite Leserschaft zu erreichen? Allein das störte mich nicht am meisten an dem Buch. Die Handlung wurde zunehmend abstrus, konstruiert und am Schluss auch noch albern. Für die zu vermittelnde Botschaft, verwendete der Autor den Holzhammer. Keine Spur von Subtilität oder Freiraum für eigene Gedanken. Was für ein Unterschied zu seinem 1. Buch.

Am Ende bleibe ich enttäuscht zurück. Cover, Titel und Idee finde ich gelungen. Die Umsetzung konnte mich nicht überzeugen. Schade.