Kuckucksei

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buecherfan.wit Avatar

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Die Leseprobe aus "Angsthauch" beginnt mit einem mit "Danach" betitelten Prolog, der ein Bild der Verwüstung zeichnet und auf ein Verbrechen hindeutet. Nähere Erläuterungen gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. In den folgenden Kapiteln wird das Ehepaar Rose und Gareth mit den Kindern Anna und Flossie vorgestellt. Rose und Gareth haben nach zwei schwierigen Jahren die Renovierung ihres alten Bauernhauses in Wiltshire weitgehend abgeschlossen und freuen sich auf bessere Zeiten, als ein Anruf von Polly, Roses ältester Freundin, sie darüber informiert, dass ihr Ehemann Christos, ein enger Freund von Rose und Gareth, bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Spontan lädt Rose Polly ein, mit den beiden Söhnen in ihrem Haus zu wohnen. Gareth wird nicht gefragt  und ist strikt dagegen. Rose muss eine neue Beziehungskrise befürchten - wie schon zu Beginn der zweiten nicht geplanten Schwangerschaft.

In Rückblenden wird die Beziehung der Protagonisten beleuchtet, und es gibt bereits ominöse Vorausdeutungen, dass die Dinge sich zum Schlechteren entwickeln werden. Rose erinnert sich an ihre Kindheit in dem riesigen finsteren Gästehaus ihrer Eltern in Brighton: "Aber am deutlichsten im Gedächtnis geblieben war ihr die beklemmende Angst, die sie empfunden hatte. Sie war heilfroh, dass ihre Töchter so etwas niemals würden durchmachen müssen." (S. 31). Der erfahrene Thrillerleser versteht diesen Satz als ein Beispiel für dramatische Ironie, denn eins ist jetzt schon sicher: Sie werden es durchmachen. Der Originaltitel "Cuckoo" kann als Anspielung auf den Kuckuck verstanden werden, der sein Ei in ein fremdes Vogelnest legt und dort ausbrüten lässt. Der geschlüpfte junge Kuckuck wirft dann die anderen Eier aus dem Nest und vertreibt die Jungvögel.  Wird es Rose so ergehen? Der Klappentext deutet eine solche Entwicklung an, nämlich dass die exzentrische, mysteriöse Polly sich als Schmarotzer im fremden Nest breit macht und alles zerstört, was sich Rose und Gareth aufgebaut haben.

Der Anfang des Romans ist noch nicht sonderlich spannend. Die Autorin holt sehr weit aus, um die Beziehungen der Personen untereinander und ihre Vergangenheit zu beleuchten. Das Motiv ist ebenfalls nicht neu: der nette Unbekannte, den man ins Haus einlädt, der Schiffbrüchige, den man an Bord lässt, der Anhalter, den ein Paar mitnimmt - sie alle erweisen sich in zahllosen Romanen und Filmen als psychopathische Mörder. Von daher ist die Romanhandlung bis zu einem gewissen Grad absehbar. Es bleibt abzuwarten, ob der Autorin dennoch ein spannender Thriller gelingt.