Alte Schulden...

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simone1711 Avatar

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Rose Cunningham hat sich ihr paradiesisch anmutendes Leben hart erarbeitet. Sie hat mir ihrem Mann zusammen ein altes Cottage renoviert, Blut, Schweiß und Tränen hineingesteckt und auch ihr zweites Kind, einen "Unfall", gegen seinen Willen bekommen. Da die Schwangerschaft nicht geplant war und ihm die Möglichkeit nahm, künstlerisch neue Wege zu gehen, führte ihre Entscheidung zu einer schweren Ehekrise. Überhaupt scheint es nicht einfach zu sein mit Gareth, Roses Mann - er neigt zu depressiven Verstimmungen und zieht sich von Zeit zu Zeit komplett aus dem Familienleben zurück, was vor der älteren Tochter Anna nicht immer leicht zu rechtfertigen ist.

Doch als die Krise überstanden ist, Gareth sich mit Tochter Nr. 2 angefreundet hat und auch das Zuhause fast keine Wünsche mehr offen lässt, kommt das nächste Unheil. Rose erhält einen Anruf von ihrer besten Freundin Polly. Ihr Mann Christos, den sie durch Rose kennengelernt hat und der wiederum Rose und Gareth miteinander bekannt machte, ist bei einem Autounfall gestorben. Dies ist bereits zwei Wochen her, die Beerdigung bereits vorbei, und Polly hält mit ihren Söhnen nichts mehr in Griechenland. Wo sie nun hin soll, beantwortet sich schnell: Rose möchte die drei aufnehmen und im Nebengebäude unterbringen. Gareth reagiert nicht begeistert, eher sogar ablehnend: Christos war zwar sein bester Freund, doch Polly begegnet er mit Argwohn. Rose setzt sich jedoch durch, und Polly kommt nach England.

Sie scheint in einem schlimmen Zustand zu sein - abgemagert, tablettensüchtig, fix und fertig mit den Nerven, trotzdem noch ein schillernder Mensch mit dem gewissen Etwas, eine Frau, die Männer anzieht wie Motten das Licht. Genau richtig für Roses Fürsorge, die sie auch gleich anbringen kann: Sie nimmt sich der verwahrlosten beiden Söhne an, meldet sie in der Schule an und kocht täglich gesunde Mahlzeiten für alle. In dieser Rolle geht sie auf, und man spürt förmlich die Idylle, die einladende Küche, in der Töpfe blubbern und sich alle gemütlich zum Essen versammeln. Rose fühlt sich wohl in der Rolle der Urmutter, die alles im Griff hat und erlaubt sich den einen oder anderen Gedanken, dass die beiden Jungen vielleicht bei ihr ein neues Zuhause finden könnten. Denn Polly scheint kaum imstande, sich um sie zu kümmern. Schon immer zur Essstörung neigend, verschmäht fast alles, schläft viel und wirft haufenweise Pillen ein. Ansonsten versucht sie an ihre Musikkarriere anzuknüpfen und den Verlust ihres Mannes mit dem Schreiben neuer Songs zu verarbeiten. Ihre zwei Jungen ziehen schließlich zu Rose ins Hauptgebäude, dort kann sie sich besser um sie kümmern. Gareth macht gute Miene zum bösen Spiel, verhält sich Polly gegenüber trotz seiner Abneigung freundlich. Schließlich beginnt Polly eine Affäre mit einem Nachbarn, mit dem Rose gut befreundet ist. Nachdem diese beendet ist, warnt Simon Rose - mit Polly stimme einiges nicht.

Trotz einiger giftiger Kommentare und ab und zu vorblitzender Feindseligkeit hält Rose zu Polly, sie will ihr wieder auf die Beine helfen. Dann kommt es zu einem schlimmen Unfall: Polly lässt Flossie, das Baby, mit ihrer Pillendose spielen. Dabei werden Pillen im Gras verstreut, Polly behauptet, alle aufgesammelt zu haben, doch als Flossie nachts nicht zur üblichen Zeit zum Stillen aufwacht, bemerkt Rose, dass sie krank ist - erst im Krankenwagen wird festgestellt, dass sie anscheinend eine Medikamentenvergiftung hat. Hat Polly ihr die Pillen mit Absicht gegeben? Oder es einfach im Rausch nicht mitbekommen? Polly spielt die Reumütige, entschuldigt sich tausendmal, subtil bedroht sie Rose mit einem dunklen Geheimnis, von dem nur sie weiß. Rose will um jeden Preis verhindern, dass Gareth, der in dieser Hinsicht traumatisiert ist und kein Verständnis für sie hätte, davon erfährt und setzt sich für Polly ein, die Gareth am liebsten aus dem Haus jagen würde. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus wird Rose an den Rand gedrängt, da sie am Rande der Erschöpfung steht - Gareth scheint auf einmal vollkommen in Pollys Bann zu stehen, nur Anna macht sich Sorgen und fühlt sich nicht mehr wohl. Die Jungen neigen zu Gewaltausbrüchen und üblen Schimpfwörtern. Roses Freundin Kate und auch ihr Nachbar Simon legen ihr dringend ans Herz, Polly loszuwerden. Diese scheint immer mehr zu versuchen, Roses Platz einzunehmen, und bei Gareth ist ihr dies anscheinend schon gelungen. Nicht nur das, Rose soll zur Verrückten abgestempelt werden.

Polly schlägt eine Reise für sich, Rose und die Kinder nach Brighton vor, von wo sie stammen. Mit diesem Ort verbindet Rose nichts Angenehmes - nur Schmerz und Leid. Wie kann ihre Freundin darauf bestehen? Doch da sie sich in die Enge getrieben fühlt, will sie auf der Reise gegen Polly vorgehen.

Polly scheint hinterlistig ein Ziel zu verfolgen. Was anfangs so idyllisch und entspannt anfängt, dass man am liebsten mittendrin wäre, entwickelt sich schrittweise zu einem Horrortrip. Doch auch Rose ist nicht frei von Fehl und Tadel, hat Leichen im Keller und schlägt mit Pollys Waffen zurück. Julia Crouch ist die schleichende Spannung, die immer stärker werdende Bedrohung super gelungen. Das Buch war in einem Rutsch durchzulesen, nicht einmal hatte ich Ermüdungserscheinungen oder keine Lust mehr. Allenfalls der letzte Abschnitt kam mir etwas zu verworren und zu plötzlich, das hätte ich mir etwas mehr ausgebaut gewünscht, damit Pollys Absichten stärker zutage treten.

Das Ende lässt nun nur einen Schluss zu... es ist definitiv noch nicht vorbei, und vielleicht gibt es am Ende wieder einen toten Mann (um den es wohl eher schade wäre).