Angsthauch

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gaensebluemche Avatar

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„Angsthauch“ beginnt sehr direkt und unvermittelt. Bereits im ersten Kapitel werden so gut wie alle Hauptcharaktere des Romans eingeführt. Polly und ihre Kinder finden nach dem Tod ihres Mann Unterkunft bei ihrer besten Freundin Rose und deren Familie. Die beiden kennen sich schon seit ihrer Kindheit, haben sich aber seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Für Rose ist es trotzdem überhaupt keine Frage, ihre Freundin bei sich aufzunehmen, auch wenn ihr Mann davon alles andere als begeistert ist.

Anhand des Klappentextes erwartet der Leser nun einen spannenden Thriller. Als Buch dieses Genres mangelt es der Handlung aber eindeutig an Spannung. Es gibt einige wenige Szenen, die durchaus als spannend zu bezeichnen sind. Aber im Großteil des Buches plätschert die Handlung einfach dahin. Die Autorin konzentriert sich zu sehr auf Nebensächlichkeiten wie zum Beispiel die Körperhygiene der Protagonisten, die umfangreich beschrieben wird, aber wenig zum Handlungsverlauf beiträgt. Viele Beschreibungen wiederholen sich zudem und es fällt schwer, für das Alltagsgeschehen der Charaktere Interesse aufzubringen.

Die im Klappentext erwähnten Missverständnisse und Missgeschicke finden sich nur schwer in der Handlung wieder. Es gibt eine oder zwei Szenen, auf welche diese Beschreibung passt. Aber im Großen und Ganzen schildert die Autorin lediglich den Alltag der Figuren. Klar, dabei wird deutlich, dass Polly ein Spiel spielt und Intrigen spinnt, die Charaktere gegeneinander ausspielt und für Streitereien sorgt, aber auch dies wird nicht spannend beschrieben.

Die Handlung wird immer absurder und immer mehr auf die Spitze getrieben. Im Verlauf des Buches wird klar, dass zwischen Rose und Polly ein Geheimnis besteht, das auf keinen Fall an die Oberfläche geraten soll. Gerade dieses Geheimnis benutzt Polly natürlich als Druckmittel und irgendwann gerät es tatsächlich an die Oberfläche. Was sich dahinter verbirgt, hat sich im Verlauf des Romans schon durch einige Rückblicke in die Vergangenheit, die immer wieder eingebaut wurden, angedeutet und überrascht den Leser nicht sonderlich. Vielmehr stellt sich die Frage, wieso die Autorin diesen Handlungsstrang in das Buch eingebaut hat. Dadurch wirkt der Roman überladen und übertrieben. Statt sich Mühe mit diesem zusätzlichen Handlungsverlauf zu geben, hätte die Autorin sich lieber auf ihren Haupthandlungsstrang konzentrieren und diesen ausfeilen sollen.

Die Charaktere sind wenig anschaulich beschrieben und wirken zudem durch ihr oft übertriebenes und nicht nachvollziehbares Verhalten und ihre derbe Ausdrucksweise wenig sympathisch. Alkohol und Drogen werden in diesem Roman ganz selbstverständlich konsumiert, ohne dass sich zum Beispiel eine stillende Mutter Gedanken darüber macht, welche Konsequenzen das für ihr Baby haben könnte.

Für Gänsehaut sorgt lediglich der Prolog mit der Überschrift „Danach“, der zu Beginn des Buches noch nicht viel verrät, den man nach Beenden des Buches daher erneut lesen sollte. Erst jetzt entfaltet er seine volle Wirkung.

Mein Fazit:
Für einen Thriller ist dieses Buch eindeutig zu ruhig, die Handlung plätschert vor sich hin und es gibt kaum spannende Szenen. Lediglich der Prolog schafft es, für Gänsehaut zu sorgen.