Angsthauch im wahrsten Sinne des Wortes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bücherschlinger Avatar

Von

**Inhalt:**

Rose und ihre Familie nehmen Polly, Rose Freundin aus der Schulzeit und Sängerin, und ihre zwei rebellischen Söhne bei sich auf, nachdem Pollys Mann gestorben ist. Damit beginnt das Chaos. Polly ist drogenabhängig, magersüchtig, faul, chaotisch und nicht in der Lage sich um ihre Kinder zu kümmern. Rose dagegen schmeißt den Haushalt, ist liebevoll, herzlich und kümmert sich rührend und erzieherisch um die vier Kinder. Nach und nach geschehen jedoch merkwürdige "Unfälle" und Polly schleicht sich mehr in die Familie ein und scheint Rose Platz zu übernehmen. Rose wurde bereits von Freunden gewarnt, dass Polly eine sehr dunkle Seite an sich hat und auch Gareth, Rose Mann will Polly zunächst aus dem Haus. Da aber Polly wohlgehütete Geheimnisse von Rose inne hat, wird sie nicht aus dem Haus geworfen. Ein Fehler. Die Sache spitzt sich mehr und mehr zu und plötzlich wird Rose für diejenige gehalten, mit der etwas nicht stimmt.

Die Themen Familie und Freundschaft werden getrübt durch Neid, Lügen, Heuchlei. fehlendem Vertrauen und mangelnder Kommunikation.

 

**Charakteristika:**

Die Geschichte wird aus der personalen Perspektive von Rose erzählt. Wir kennen ihre Gedanken und Gefühle und erfahren wichtige Aspekte aus ihrer Vergangenheit, die nicht nur ihren eigenen Charakter genauer erklären, sondern auch gewisse Handlungen von Polly klarer erscheinen lassen.

Das Buch beginnt recht dramatisch mit dem Tod eines Freundes und es wird dem Leser klar, dass in der idyllischen Familie bald einiges anders laufen wird. Welche Ausmaße das allerdings haben wird, erfährt man erst etliche Seiten später. Mit den verschiedenen, etwas mysteriös erscheinenden Vorkomnissen wird die Geschichte wieder spannend. Alles spitzt sich immer mehr zu. Man fiebert mit der Protagonistin mit und fragt sich auf den letzten Seiten, die die Geschichte sehr schnell haben enden lassen, warum sie den gleichen Fehler noch mal machen will. Der letzte Satz deutet nahezu einen zweiten Teil der Geschichte an, den es aber eher nicht lohnt zu schreiben, da es nur eine Wiederholung des ersten Romans wäre.

Außerdem bleiben sehr viele Fragen offen. Das Buch ist zwar klasse, aber wenn man im Nachhinein so darüber nachdenkt, wird nichts offen gelegt von dem was passiert ist. Der Leser macht sich während der Unfälle viele Gedanken: Zufall oder doch Absicht? Aber man wird nicht in die Wahrheit eingeweiht. Schade eigentlich.

"Angsthauch" ist in der Tat ein Psychothriller. Vor allem um so näher man dem Ende kommt. Beim Lesen war ich echt angespannt und hab mitgefiebert. Ich habe selbst schon eine gewisse Wut auf die Antagonisten entwickelt, aber auch auf Rose, warum sie denn Polly nicht endlich aus ihrem Haus und damit Leben wirft. Die Erzählungen aus Rose Vergangenheit sind erschreckend und grauenvoll. Die Geschichte hat mich persönlich sehr bewegt. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal beim Lesen eines Buches solche Emotionen entwickelt habe.

Die Autorin schafft es durch ihren unspektakulären, aber flüssigen Schreibstil zu fesseln. Obwohl der Thriller nicht viele Elemente des Mordens und Blutfließens enthält, reißt er einen regelrecht mit und lässt uns die Geschichte durch Rose hautnah miterleben.

 

**Empfehlung:**

Lesern mit starken Nerven und einer Vorliebe für Psychothriller kann ich den Roman wärmstens empfehlen. Er ist spannend und interessant geschrieben. Wer allerdings nicht auf Erklärungen verzichten kann, sollte die Finger davon lassen, denn es bleiben unglaublich viele Fragen offen, die natürlich zum weiteren Nachdenken und Diskutieren anregen, aber dennoch sehr unbefriedigend sind. 

Den fünften Stern habe ich nach langem Überlegen abgezogen, weil ich es schade finde, dass nicht mal ansatzweise versucht wird, die Fragen, die in der Geschichte beim Lesen entstehen, zu klären.