Der Besuch der Freundin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
enzian Avatar

Von

 

 

 

Rose lebt mit ihrem Mann Gareth und den beiden Töchtern in einem Cottage auf dem Land. Dort erreicht sie eines Tages der Anruf ihrer alten Freundin Polly. Diese wohnt mit ihrem griechischen Mann und den beiden Söhnen auf der Insel Karpathos. Pollys Mann Christos ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Nun hält sie nichts mehr in Griechenland, sie möchte zurück nach England. Rose überlegt nicht lange, sie lädt Polly und ihre Söhne zu sich nach Hause ein. Gareth hat allerdings ein ungutes Gefühl. Er war mit Christos befreundet, mochte Polly aber noch nie.

Kaum ist Polly im Cottage eingezogen, kommt es zu Unstimmigkeiten. Zuerst geht es um Kleinigkeiten, die Rose an ihrer Freundin unangenehm auffallen. So vernachlässigt diese ihre Söhne, genauso wie sich selbst. Dann kommt es zu mysteriösen Unfällen. Hat die tablettenabhängige Polly Roses Baby vergiftet?

So langsam kommen Rose immer mehr Zweifel an der Freundin.

Rose selbst verbirgt aber auch ein Geheimnis, das nur Polly kennt. Inzwischen hat sich Gareths Mißtrauen zu Polly auf eigentümliche Weise gewandelt.

Rose wird immer verzweifelter und hilfloser, zieht sich immer mehr zurück. Nur wenige Menschen glauben ihr, darunter ihre Hausärztin und ein guter Freund.

In ihrer Verzweiflung begeht Rose eine folgenschwere Tat. Wird sie jemals vor Polly Ruhe finden?

 

Der Roman läuft ruhig an, wir erfahren viel über die Lebensumstände Roses und ihrer Familie sowie aus deren Vergangenheit. Dennoch gewinne ich den Eindruck, dass diese Idylle, das beschaulich Leben, das Roses Familie führt, bald zu Ende sein wird. Dies verstärkt sich mit fortschreitender Lektüre weiter. Bereits als Polly in England eintrifft, stellt sich die Frage, was für ein Mensch sie ist, da sie sich nicht um das weinende Baby ihrer Freundin Rose kümmert. 

Schon bald steht fest, dass Polly einen ganz bestimmten Plan verfolgt, der nichts Gutes verheißt. Es gelingt Julia Crouch, den Leser zunächst langsam, aber stetig, darauf vorzubereiten und heranzuführen.

Für Rose kommt es immer schlimmer. Nicht nur, dass ihre vermeintlich beste Freundin ihr Haus in eine Müllkippe verwandelt, sie stellt immer mehr fest, dass Polly in Wahrheit ihre Feindin ist. Als sie es erkennt, ist es schon zu spät.

Ein einsames Cottage auf dem Land, eine Besucherin, die immer unheimlicher wird, das ist der Stoff, aus dem spannende Thriller geschrieben werden. Die Autorin hat einen solchen, psychologisch raffinierten Thriller geschrieben. 

Das Buch liest sich flüssig, die Spannung steigt immer noch etwas an. Die Charaktere der Protagonisten, die Kontraste, die sie bilden, sind perfekt herausgearbeitet. Rose und ihre Jugendfreundin Polly, die immer mehr zu ihrer Gegenspielerin wird. War sie überfhaupt jemals eine richtige Freundin? 

Dennoch kann ich einzelne Reaktionen von Rose nicht nachvollziehen. Sie kann nicht nein sagen, obwohl sie es im Innersten besser weiß. Als ihr Mann Polly wegschicken will, zögert sie viel zu lange. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

Das Ende des Buches verheißt für Rose, die ein neues Leben begonnen hat, dass der Alptraum noch nicht zu Ende ist.