Änlins Reise in die Hölle

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Dieses Buch hat mich überrascht – im besten wie im schwierigsten Sinne. Schon die Grundidee fand ich richtig spannend: Eine Frau steigt freiwillig in die Hölle hinab, um einen Dämon zu finden, der ihr das Leben gerettet hat. Das klang düster und intensiv, und genau das war es auch.

Was ich richtig gut fand: Die Hölle ist hier nicht einfach nur ein Ort voller Feuer und Teufel. Sie wirkt wie ein eigenständiges Reich mit ganz eigenen Regeln, Hierarchien und Grauzonen. Nichts ist eindeutig böse oder gut – alles wirkt verdreht, schwer greifbar, manchmal fast tragisch. Das hat mich oft nachdenklich gemacht. Vor allem mochte ich, dass man nie genau wusste, wem man trauen kann – nicht mal Änlin selbst immer.

Änlin als Hauptfigur hat mich überzeugt, weil sie so menschlich rüberkommt. Sie ist nicht die klassische Heldin, sondern voller Zweifel, Wut, Hoffnung und Angst – und genau das macht sie glaubwürdig. Auch Nepthys, die Dämonin, fand ich richtig stark geschrieben. Ihre Sprüche, ihr Stolz, aber auch ihre Schwächen – das war alles schön nuanciert.

Was mich ein bisschen gestört hat: Manche Abschnitte ziehen sich, weil Änlin sehr viel grübelt. Ich verstehe, dass das dazugehört – ihre innere Zerrissenheit ist ja ein großer Teil der Geschichte – aber an ein, zwei Stellen hätte ich mir gewünscht, dass es etwas zügiger weitergeht. Ich wollte mehr von der Hölle sehen, mehr Interaktion, mehr Druck.