Herausragend

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evaristo Avatar

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Édouard Louis: Anleitung ein anderer zu werden
Dank Vorablesen hatte ich das Vergnügen den neuen Édouard Louis schon vor Erscheinen zu lesen. Ich bin ja dieses Jahr sowieso ein bisschen im Louis- Fieber und lese gerade auch sehr gerne autofiktionale Werke, da passte das natürlich hervorragend.
Und dieser, natürlich wieder autofiktionale, Roman ist wirklich hervorragend. Ich würde sagen: Mindestens so gut wie sein Erstling (Das Ende von Eddy) oder vielleicht sogar besser, da der Autor reflektierter und gereifter ist.
Erzählt wird diesmal die zweite Flucht von der Kleinstadt (Gymnasium, Studium) in das große Paris. Seine Neuerfindung vom armen Arbeiterklassenkind zum Bürgerlichen. Dies wird sehr spannend und mit großer Dringlichkeit geschildert. Phasenweise ist der Protagonist kaum Auszuhalten in seinem Streben nach Anerkennung, Erfolg und dem Versuch in höhere Kreise aufzusteigen, oft ohne Rücksicht auf Verluste. Aber er berichtet hiervon völlig schonungslos gegen sich selbst und sehr klar und reflektiert, so dass es einem nicht schwerfällt ihm auch in diesen Phasen zu folgen und ihn zu verstehen (wenn auch nicht unbedingt sympathisch zu finden).
Für mich ein großer Wurf der autofiktionalen Literatur. Unbedingte Leseempfehlung!