neverending Story

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onepoundofbacon Avatar

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Edouard Luis ist ein kontroverser Autor, soviel steht nach dem Lesen fest.

In diesem autobiografischem Roman, kommt er nicht gut weg und das weiß er. Vielmehr versucht er zu rechtfertigen und zu erklären, warum ihm Unsympathien zufliegen.

"Anleitung ein anderer zu werden" beschreibt sein nicht enden wollendes Streben nach einem anderen Leben. Er lernt jemanden kennen, verliebt sich in dessen Leben und Persönlichkeit und versucht mit aller macht durch Imitation, Bücherwissen und Hartnäckigkeit, genauso zu werden.
Das amerikanische "Fake it till you make it" schreibt er sich dabei auf die Fahne und nimmt in Kauf extrem unauthentisch, und sogar dumm rüberzukommen, wenn er vorgibt weltmännischer oder wissender zu sein, als das der Fall ist.

Sicherlich sorgen seine Ausführungen über seine Kindheit und das Millieu in dem er aufgewachsen ist, für ein Maß an Verständnis für sein Streben, allerdings ändert auch das nichts an dem Fakt, dass während des Lesens klar wird, dass der Autor sich immernoch in diesem Prozess befindet (immer etwas besser, etwas reicher, etwas angesehener) und das allem Anschein nach immer sein wird.

Leider findet sich nirgends ein Anhaltspunkt nach den wahren Interessen und Motivationen von Edouard. Am Ende tat er mir fast Leid: gefeierter Autor, gefangen in einem Hamsterrad und nie wirklich und wahrhaftig glücklich, weil er immer jemanden kennen lernen wird, dessen Leben er für erstrebenswerter hält.

In dem Sinne bin ich wirklich beeindruckt von der Ehrlichkeit des Autors, die ganz klare Charakterschwächen aufzeigt, die nie genannt werden, aber von jeder Seite springen.