Radikale Ehrlichkeit

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flothilde Avatar

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Auch in seinem fünften Buch bleibt Edouard Louis seiner Methode und sich selbst treu. Nahezu schamlos und radikal ehrlich erzählt er von intimsten Details, seiner schwierigen Vergangenheit, Armut, dem Ausbruch aus seinem alten Leben!
Dabei zeichnet er seine eigene Geschichte vom kleinen Jungen aus tiefster Armut aus einem Dorf im Norden Frankreichs angetrieben durch einen intensiven Veränderungswillen hin zum Intellektuellen in bürgerlichen Großstadt-Elite nach. Und auf diesem Weg hat er schon mehrere Leben gelebt.

Es ist vor allem Bildung, selbst hart angeeignet, die ihn wegtreibt von seiner Familie und Vergangenheit. Er erneuert sich dabei ständig neu, legt Namen ab, formt seinen Körper, um die eingeschriebene Armut loszuwerden, ahmt bürgerliche Verhaltensweisen nach. Sein tiefer Veränderungswille in jeder Zeile des Buches. Doch bleibt die Vergangenheit nicht immer Teil des Selbst, der Identität? Und welchen Verlust bringt diese radikale Selbstveränderung mit sich?
Édouard Louis legt abermals ein Buch vor, dass einen nicht unberührt lassen kann und das die Frage aufwirft, was es kostet 'ein anderer zu werden'.
Dass dabei der Aufbau Verlag entschlossen hat, dieses Werk als Roman einzuordnen, bleibt zu hinterfragen.
Ist es doch viel mehr radikale Autobiographie und soziologische Betrachtung.