Was ist nun die wahre Geschichte von Anna O.?

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julybookish Avatar

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Anna O. liegt neben den Leichen ihrer beiden besten Freunden. In ihrer Hand ein Messer, sie selbst blutverschmiert. Aber sie schläft. 4 Jahre später: Dr. Benedict Prince soll Anna O. aufwecken, damit ihr der Prozesse gemacht werden kann. Doch ist sie wirklich schuldig? Das ist die große Frage im Buch und ich war so gespannt, aufgrund der interessanten Thematik.
Ich muss sagen, das Hörbuch war wirklich richtig gut vertont und durch die verschiedenen Sprecher konnte man es gut differenzieren, wer wer ist. Aber da alles so distanziert erzählt wurde, war es schwierig für mich ein Gefühl für die anderen Charaktere zu bekommen, sie bleiben blass und irgendwie wenig greifbar. Ich fand allerdings sehr gut, das menschlichen Schwächen und Zweifeln, Tateingeständnisse so authentisch vermittelt wurden. Gerade die Frage „Wer hilft hier wem“ und „Was passiert nach dem Aufwachen“ und kann ich das mit meinem Gewissen vereinbaren waren für mich richtig gut erörtert. Auch was schlussendlich Dr. Benedict Theorie und Auslöser oder Trigger werden sollte um Anna zurück zu holen.
Positiv zu erwähnen war für mich der Aufbau, denn die Protokolle, psychologische Gespräche und Tagebucheinträge, die sich mit Bens Ich -Perspektive abwechselnden, fand ich total spannend und wollte mehr. Nur leider waren alle Infos und medizinischen Beiträge, die ich mir über Resignationssyndrom und Parasomnie erwünscht hatte, doch etwas oberflächlich abgehandelt und mir fehlte die tiefe Psychologie und mehr Input zur Schlafproblematik.
Mit Truman Capote und leichten True Crime Vibes hatte mich der Inhalt auch wieder, doch als ich nach Sally Turner googelte, war da nichts zu finden. Das diese Serienmörderin nur im Buch vorkommt war gut umgesetzt und hat mich sichtlich getäuscht. Sowie auch die unzähligen Täterprofile. Gegen Ende hin war mir dann etwas zu oft der Staffelstab des Schuldigen weitergereicht wurden und ich war etwas müde der Erklärungen, wer da noch was verbrochen hat.
Im Großen und Ganzen las es sich wie eine Rachetherapie und hat mich schon gut unterhalten, aber nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte.