Höhen und Tiefen eines langen Frauenlebens

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meldsebjon Avatar

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Als Leser nehmen wir teil am Leben von Hannah Koppelman. Man lernt sie kennen, als sie in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in Kopenhagen aufwächst. Mit ihren vier älteren Brüdern, ihren Eltern und vielen Onkeln und Tanten kennt sie ein harmonisches Familienleben. Ursprünglich stammt die Familie aus Polen, wollte wegen der dortigen Pogrome eigentlich nach Amerika auswandern, sind dann aber aus Geldmangel in Dänemark geblieben und fühlen sich dort inzwischen heimisch. Auch dort gibt es bereits erste Hinweise auf Aktionen gegen Juden, man fühlt sich aber sicher, wähnt sich unter dem Schutz der dänischen Regierung. Obwohl das Einkommen der Familie aus einer Schneiderwerkstatt stammt, ist doch die Musik allgegenwärtig. Alle Brüder sind begabte Musiker, leben als Erwachsene auch von dieser Kunst. Hannah selbst träumt von einer Karriere als Pianistin, bekommt sogar einen der begehrten Plätze am Konservatorium.
Und dann wird alles anders. Der Krieg macht alle Pläne zunichte, der Kampf ums nackte Überleben beginnt; nicht alle können ihn gewinnen.
Später verschlägt es Hannah nach Frankreich, in eine arrangierte Ehe. Träume werden begraben, aber der Musik, ihrer größten Liebe, bleibt sie treu. Und diese hilft ihr auch, viele Rückschläge zu überstehen.
Eine sehr beeindruckende Lebensgeschichte, ganz ausgezeichnet aufgeschrieben mit vielen Einblicken in den jüdischen Alltag. Auch wenn nicht ganz klar ist, wieviel tatsächlich real ist, kann man das Buch sicher auch in die Rubrik "Zeitzeugen" einordnen. Etwas irritierend fand ich, dass die Hauptfigur "Hanna" heißt, der Titel des Buches aber "Annas Lied" ist. Aufgeklärt wird das ganz am Ende des Buches.
Ich kann die Lektüre wärmstens empfehlen!