Lesenswerter Roman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
meggie3 Avatar

Von

Der Roman erzählt die Geschichte von Hannah, die Anfang der 1920-er Jahre in eine jüdische Familie in Dänemark hineingeboren wird. Als Leser*in begleitet man sie ab dem Jahr 1929, als sie acht Jahre alt ist, bis ins Jahr 2019. Der Roman schildert Hannahs Jugend aus ihrer Perspektive: ihre Kindheit mit den vier Brüdern und ihrer Familie, viel Musik, die Veränderungen in den 30-er Jahren durch den deutschen Nationalsozialismus, der auch Auswirkungen auf die dänischen Juden hatte, und den 2. Weltkrieg. Nach dem zweiten Weltkrieg werden die Veränderungen deutlich und Hannah muss sich mit der bevorstehenden arrangierten Hochzeit und ihrem damit verbundenen Umzug nach Paris auseinandersetzen…

Der Roman zeigt eindrücklich die Diskrepanz zwischen den Träumen und der Liebe einer jungen Frau und den glaubensbedingten Anforderungen der Familie an sie. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, Hannas schwierige Situation greifbar zu machen. Hannas ganzes Leben durchzieht die große Liebe zur klassischen Musik und ihrer Liebe zum Klavierspielen. Auch wenn zum Teil detailliert Klavierstücke und das Klavierspielen beschrieben werden, hatte ich als eher unmusikalische Person weder Probleme dem Inhalt zu folgen noch das Gefühl der Langeweile. Im Gegenteil, mich hat Hannas große Liebe zum Klavierspiel sehr beeindruckt.

Ich mag den Schreibstil des Autors, der Roman hat sich sehr gut lesen lassen. An einigen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass er noch weiter in die Tiefe geht. Manchmal waren mir die Zeitsprünge auch etwas zu groß. Trotz der über 500 Seiten hatte der Roman meinem Empfinden nach keine Längen.
Hannas Geschichte verdeutlicht beispielhaft, wie Vertreibung, Flucht und Umbrüche die Geschichten und Leben vieler jüdischer Familien geprägt haben. Mir ist einiges noch klarer als zuvor geworden, auch weil Benjamin Koppel sehr eindrücklich schreibt.

Mir hat „Annas Lied“ sehr gut gefallen. Ich würde es allen empfehlen, die sich auf einen Roman über ein fast hundertjähriges Leben einlassen mögen.