Musik und Liebe

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bücherliebe74 Avatar

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Benjamin Koppel erzählt in seinem Buch "Annas Lied" die Geschichte der Schwester seines Großvaters.
Beginnend im Jahre 1929 mit Annas Kindheit in Kopenhagen und endend 2019, nimmt er die Leser mit durch Annas Leben - im Buch Hannah genannt.
Hannah wächst mit 4 älteren Brüdern, ihrer dominanten und zu Hysterie neigenden Mutter und dem sanften Vater in einer lautstarken, weit verzweigten, jüdischen Familie auf. Der jüdische Glaube ist Gesetz, mit Traditionen, jüdischem Speisegesetz, der Thora, arrangierten Eheschließungen.
Im Gegensatz zu ihren Brüdern, die freie Berufswahl haben und sich gegen arrangierte Eheschließungen wehren können, soll Hannah ihrer Familie "alle Ehre machen" und muss sich den jüdischen Konventionen beugen.
Hannah liebt von Kindesbeinen an das Klavierspielen, ist sehr talentiert und besteht die Aufnahmeprüfung am Konservatorium - trotzdem bleibt ihr die Karriere als Pianistin verwehrt. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Dänemark unterstützt sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Elisabeth den Widerstand und lernt dort Aksel kennen und lieben. 3 Jahre nach dem Einmarsch der Deutschen muss die Familie Kopenhagen verlassen, auch Hannahs Klavier bleibt zurück, wie auch Aksel, ihre große Liebe.
In Paris muss sie sich in eine arrangierte Ehe fügen und verliert im Laufe der Jahre vieles, aber nicht ihre Träume und die Liebe zur Musik.
Benjamin Koppel lässt Fakten und Fiktion verwischen. Es ist spürbar, dass es ihm wichtig ist, die Geschichte von Anna zu schreiben. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Man bekommt einen deutlichen Einblick in den jüdischen Glauben. Allerdings verliert er sich, meiner Meinung nach, in der ersten Hälfte des Buches allzusehr in ausschweifenden Beschreibungen verschiedener Musikstücke und Nebensächlichkeiten, was den Spannungsbogen für mich zu flach hält. Ich kam erst ab der Hälfte so richtig in den Lesefluss, mit zunehmenden Dialogen und weniger Beschreibungen.
Das Cover zeigt ein Gemälde einer jungen Frau am Klavier. Es stimmt nachdenklich, gefällt mir gut und passt sehr zum Titel und Inhalt des Buches.
Klare Leseempfehlung für Musikkenner und Geschichtsinteressierte, aber auch für alle anderen sehr lesenswert!