Inhaltliche Überforderung

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Ist das Schicksal von Anne Frank ein wichtiges Thema? Absolut! Ist es auch ein Thema, das in Form eines Comics schon für Kinder ab 7 Jahren geeignet ist? In meinen Augen nicht. Da hilft es auch nichts, dass die Illustrationen in dem Comic „Ich bin Anne Frank“ aus der Reihe „Jeder kann die Welt verändern“ von Brad Meltzer gelungen sind. Ich halte den Inhalt für eine Überforderung von Kindern ab 7 Jahren. Denn die Macher dieses Buchs beachten in meinen Augen einen zentralen Aspekt nicht: Didaktische Reduktion muss das Kriterium von Angemessenheit erfüllen. D.h. es muss das Vorwissen der Zuhörer:innen berücksichtigt werden. Und das wird hier absolut missachtet. Denn Kinder in diesem Alter wissen noch nichts vom Zweiten Weltkrieg, von Adolf Hitler, von der Judenverfolgung, von Konzentrationslagern. Und sie werden es auch noch nicht angemessen verstehen. Und das alles möchte ich ihnen während der Lektüre dieses Buchs auch nicht erklären müssen. Denn es ist davon auszugehen, dass viele Nachfragen kommen werden. Ich habe mich dagegen entschieden, dieses Buch mit meinen Kindern zu lesen. Der Zeitpunkt, sich mit diesem Thema zu befassen, wird noch früh genug kommen. Es wird Thema in der Schule sein. Und dann ist auch der richtige Zeitpunkt dafür.
Dennoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Reihe „Jeder kann die Welt verändern“ durchaus Potential hat. Kinder interessieren sich für historische Persönlichkeiten. Aber das Vorwissen der Zielgruppe sollte dabei nicht aus dem Blick geraten. Das für August 2022 angekündigte Buch „Ich bin Albert Einstein“ kann gelungen sein. Und wenn ich von meinen Kindern ausgehe, so könnten auch die folgenden historischen Persönlichkeiten von Interesse sein, um einmal weitere Anregungen zu geben: Roald Amundsen, Mozart, Thomas Edison, Martin Luther King Jr., Isaac Newton, Marie Curie, Nelson Mandela, Gandhi, Florence Nightingale, Muhammad Ali etc.

Fazit: Ein Kinderbuch, dass die jungen Zuhörer:innen überfordert und nicht altersangemessen ist. Ich rate von der Lektüre ab und sehe das Kriterium der Angemessenheit bei der didaktischen Reduktion verletzt.