Chill mal ein bisschen

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anjanaka Avatar

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Mir gefällt das Buchcover mit dem auffälligen Pink und der auf dem Sofa herumliegenden Katze, die perfekt den Untertitel des Buches wiedergibt.

An den Schreibstil der Autorin musste ich mich zunächst gewöhnen, da sie viele Anglizismen und Slang-Worte verwendet, wenn sie z.B. von der "Slackerin" spricht und davon sich eine Serie "reinzuklingeln". Der Inhalt des Buches hat mich aber mitgenommen, nachdenklich gemacht und abgeholt. Die Autorin erklärt anhand ihrer eigenen Biographie (und der ihrer Mutter) wie sehr vor allem Frauen darauf getrimmt werden alle möglichen Aufgaben zu übernehmen und sich niemals auszuruhen. Und das nicht nur im Beruf, sondern auch zu Hause im Bereich der Sorgearbeit. Es ist ein feministisches Buch, dass die aktuelle gesellschaftliche Problematik aufzeigt und als Lösung das Ausruhen präsentiert. Ihre Aussagen untermalt Shehadeh mit Zitaten aus Studien, Zeitungsartikeln und aktuellen Medien. Ihr ist auch klar, dass sie aus einer privilegierten Situation heraus spricht: jemand mit einem gesicherten, guten Einkommen ohne Kinder oder andere Familienmitglieder, um die er/sie sich kümmern muss, hat sicher mehr Gelegenheiten sich auszuruhen und einfach mal nichts zu machen als jemand, auf den das nicht zutrifft. Allerdings sollte man sich dafür nicht rechtfertigen oder schämen müssen und genau dafür bricht Nadia Shehadeh hier eine Lanze. Auch wenn sie selbst schreibt, dass sie oft auf dem Sofa herumliegt, sich Serien "reinklingelt" und stundenlang im Internet rumsurft, engagiert sie sich in ihrer Freizeit für feministische Themen und ist als Texterin und Rednerin unterwegs. Es geht ihr also nicht darum reine Faulheit zu propagieren sondern vor allem den Fokus vom wirtschaftlich-kapitalistischen weg und auf die persönlich wertvolle Freizeitgestaltung zu lenken. Wie immer die dann im Einzelfall aussieht.

Für mich auf jeden Fall ein interessantes Buch, dessen Blickwinkel lesenswert ist.