Ein gleichzeitig wichtiges und unterhaltsames Buch

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enchidu23 Avatar

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Das Buch “Anti-Girlboss” von Nadia Shehadeh ist eine leidenschaftliche Abrechnung mit der kapitalistische Hustle Culture, die von einem ständigem Streben nach beruflichem Erfolg und persönlichem Wachstum geprägt ist. Die Autorin kritisiert diese Kultur und plädiert für eine entspanntere und selbstbestimmtere Arbeitsweise, für mehr Chillen und Nein sagen und ein Leben in der “Komfortzone”. Shehadeh kritisiert die Idee, dass individueller Ehrgeiz Frauen und Mädchen aus strukturell bedingter gesellschaftlicher Ungerechtigkeit befreien könnte, als kollektiven Selbstbetrug, der ihnen vordergründig (mehr) Chancengleichheit vortäuscht und sie damit jedoch zu immer mehr bezahlter und unbezahlter Arbeit antreibt. Sie plädiert dafür, sich eine Komfortzone zu bewahren, die davor schützt, allen von außen an Frauen und Mädchen gestellten Anforderungen zu gehorchen und so unweigerlich das Risiko des Burn Out einzugehen.
Ich fand das Buch sehr unterhaltsam und sympathisch. Shehadeh schreibt mit einer klaren und humorvollen Stimme, die die Leser*innen durch das Buch führt. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und ihre Argumente nachvollziehen. Allerdings neige ich tatsächlich eher zum „Vieltun“ als zum Nichtstun, was Shehadehs Ansatz manchmal schwierig für mich machte. Vielleicht kam das Buch auch gerade zur rechten Zeit.
Nadia Shehadeh ist Soziologin und Autorin, wohnt in Bielefeld und lebt nach eigenen Aussagen für Livemusik, Pop-Absurditäten und Deko-Ramsch. Sie führt ihren eigenen Blog shehadistan.com und ist Mitbetreiberin des Blogprojekts maedchenmannschaft.net. Shehadeh ist Kolumnistin des Missy Magazine sowie bei Neues Deutschland und freie Autorin bei der taz.