Ein Manifest gegen Leistungsdruck und für gechillten Feminismus

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Schon mal vorab… mir hat das Buch gefallen. Ich konnte mich mit vielen Aussagen bzw. Thesen der Autorin identifizieren und ich hatte insgesamt viel Freude beim Lesen.
Nichtsdestotrotz fehlte mir ein bisschen der rote Faden, der die einzelnen Kapitel zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt. Vielmehr hatte ich eher das Gefühl einzelne Essays zu lesen, deren Themenspektrum das moderne Arbeitsleben in Zusammenspiel mit Feminismus, der Diskriminierung durch das Patriarchat sowie allgemeiner Kapitalismuskritik umfassten. Dies’ alles eingebettet in die persönlichen Erfahrungen und der Biografie der Autorin.
Insbesondere letzteres hat mir aber sehr gefallen. Es hat mich beeindruckt, wie offen Nadia Shehadeh ihre Lebens- und Familiengeschichte teilt und darüber ihren eigenen Werdegang reflektiert. Da ich nur unwesentlich älter bin, als die Autorin konnte ich hier einige Parallelen zu meinem eigenen Leben herstellen, insbesondere was das Aufwachsen in „klassischen“ Rollenbildern angeht.

Nadia Shehadeh vermittelt eine wichtige Botschaft, die aber keineswegs neu ist: Wir Frauen sollten uns nicht länger den Zwängen der patriarchalen Gesellschaft unterwerfen und mehr hinterfragen, warum wir wie agieren. Denn letztendlich sind auch Konzept wie „Girlboss“ dem allgemeinen Leistungsdruck geschuldet.
Darüber hinaus geht es aber auch um Selbstakzeptanz und dem Ausbruch aus dem ständigen „müssen“. Ich fand es herrlich erfrischend, wie die Autorin ganz unverblümt von ihren Gammeltagen auf der Couch und dem „sinnlosen“ Müßiggang (Social Media, Zocken oder einfach Nichtstun) spricht und dass das vollkommen ok ist. Die Autorin zeigt uns IHREN Weg heraus aus dem Hustle. Und es hat mich beeindruck, wie sehr sie dabei mit sich im Reinen ist.
Ja, allgemeine Lösungsansätze fehlen, aber das ist m.M.n. auch nicht der Anspruch des Buches.

Durch en Essay-artigen Aufbau kam es zu gelegentlichen Wiederholungen. Anderseits können gerade Aussagen á la „Du bist OK, so wie Du bist.“ m.M.n. gar nicht oft genug wiederholt zu werden. Insgesamt ist der Schreibstil der Autorin sehr angenehm zu lesen, manchmal umgangssprachlich, dabei aber nie unpassend. Das handliche Format trug zusätzlich dazu bei, dass das Buch schnell gelesen ist. Und das Cover mit der dicken faulen Katze ist natürlich ein Hingucker, der direkt aufmerksam macht (wobei mir persönlich das pink ein bisschen zu „heftig“ war, aber das ist natürlich Geschmackssache).