Mir als Roman zu akademisch
Ich bin hin- und hergerissen, was Mithu Sanyals Roman "Antichristie" angeht. Ich schätze die Autorin als Essayistin, Journalistin und in ihren Beiträgen zu wichtigen gesellschaftlichen Debatten sehr und finde in der Regel sehr klug, was sie zu sagen hat. Sehr klug finde ich auch ihren Roman, der mir Räume und Perspektiven eröffnet, die ich vorher noch nicht kannte. Über die Kolonialgeschichte Indiens wusste ich bisher außer einiger weniger Dinge über Gandhi nichts. Wie Sanyal diese Themen mit aktuellen identitätspolitischen Diskursen verknüpft, ist wirklich gekonnt. Jedoch: Als Roman hat mich das Buch nicht wirklich "abgeholt" und ließ mich zu keiner Zeit das hohe Maß an (sehr gekonnter) Konstruiertheit vergessen. Das hat mein subjektives Leseerlebnis etwas getrübt, obwohl ich das Buch trotzdem mit großem Gewinn gelesen habe.