Wissensvermittlung überwiegt
Weil mir „Identitti“, Mithu Sanyals Debütroman (auf unerklärliche Weise) entgangen ist, wollte ich „Antichristie“ nun unbedingt lesen … und habe nach 217 Seiten aufgegeben.
Worum es geht:
Durga, Tochter eines indischen Vaters und einer deutschen Mutter, Drehbuchautorin, 50 Jahre alt, reist im Jahr 2022 nach London. Dort soll sie mit anderen ausgewählten Personen an einem Drehbuch arbeiten, das die Werke Agatha Christies neu, nämlich antirassistisch, interpretiert. Kaum in London angekommen, stirbt die Queen, zahlreiche Britinnen und Briten sind erschüttert: Nicht nur ihr Staatsoberhaupt ist tot, auch die Werke Agatha Christies, immerhin Queen of Crime, sollen adaptiert werden.
Durga, die kurz vor der Reise nach London ihre Mutter Lila verlor und sich mit Freundin Nena zerstritten hat, struggelt nach dem ‚Writers Room‘-Treffen so durch die Gassen und findet sich - zack - im Jahr 1906 wieder. Plötzlich Mann und halb so alt heißt Durga nun Sanjeev und trifft in der Vergangenheit auf historische Persönlichkeiten des indischen Unabhängigkeitkampfes (z. B. auf Ghandi) und wird in ebendiesen verwickelt.
Meinung:
Es gibt also 2 Zeitstränge; und diese lassen sich dank unterschiedlicher Perspektiven und mit einer Portion Konzentrationsvermögen recht gut auseinanderhalten. Der Anfang von „Antichristie“ ist gut, und das nicht nur wegen des ersten Satzes:
„Es gibt ein indisches Sprichwort: Verstreue Asche nicht gegen den Wind.“ Die Idee des Buches ist es auch: Die Protagonistin in einen Zeitsprung zu verwickeln, um die (wahren) Hintergründe und Ambitionen historischer Figuren aufzudecken und ein Thema (Kolonialismus) zu beleuchten, das im Geschichtsunterricht vernachlässigt wurde. Ein Thema, von dem die Figuren im Jahre 2022 nur eine vage Idee haben oder gar falsche Vorstellungen. Aber so wie es gemacht ist, geht dem Roman nach und nach das „Romanhafte“ verloren, scheint doch vor allem wichtig zu sein, den Lesenden (mir) die Rechercheergebnisse zu den zentralen Persönlichkeiten der indischen Revolution gegen den Kolonialismus zu präsentieren.
Ob innerhalb der Dialoge oder auf der Handlungsebene: Ich habe auch nach 217 Seiten wegen Theorielastigkeit keinen Spannungsbogen gefunden und bin, von den gefühlt 100 Figuren, deren Namen ich mir nicht merken kann, weil sie trotz hilfreicher „Legende" auf Seite 539 blass bleiben, verwirrt.
Ob ich am Ende erfahren würde, dass Sanjeev wieder als Durga im Jahr 2022 landet? Ob der Sprung für die Entwicklung der Figuren, für das Agatha Christie Drehbuch eine Bedeutung hat?
Ob sich Durgas emotionales Verhältnis zur toten Mutter ändert? Ich werde all das nicht erfahren, bin aber zu müde zum Weiterlesen. Ja, es ist schade.
Fazit:
Da ich Sterne vergeben soll, bekommt der Roman einen für die Recherchearbeit und dafür, dass ich jetzt etwa 95% mehr über Kolonialisierung weiß.
Einen für die Idee mit den 10 D-Days als Gliederungseinheit des Romans (D-Day ist laut Protokoll des Königshauses der Todestag der Queen, es folgen weitere, die alles regeln. Von der Aufbahrung bis zum Eintreffen der Gäste, an D-Day + 10 erfolgt die Beisetzung).
Und einen für die Stelle, wo Mutter Lila den Trauergästen ins Gesicht weht (ergo für den Humor).
Worum es geht:
Durga, Tochter eines indischen Vaters und einer deutschen Mutter, Drehbuchautorin, 50 Jahre alt, reist im Jahr 2022 nach London. Dort soll sie mit anderen ausgewählten Personen an einem Drehbuch arbeiten, das die Werke Agatha Christies neu, nämlich antirassistisch, interpretiert. Kaum in London angekommen, stirbt die Queen, zahlreiche Britinnen und Briten sind erschüttert: Nicht nur ihr Staatsoberhaupt ist tot, auch die Werke Agatha Christies, immerhin Queen of Crime, sollen adaptiert werden.
Durga, die kurz vor der Reise nach London ihre Mutter Lila verlor und sich mit Freundin Nena zerstritten hat, struggelt nach dem ‚Writers Room‘-Treffen so durch die Gassen und findet sich - zack - im Jahr 1906 wieder. Plötzlich Mann und halb so alt heißt Durga nun Sanjeev und trifft in der Vergangenheit auf historische Persönlichkeiten des indischen Unabhängigkeitkampfes (z. B. auf Ghandi) und wird in ebendiesen verwickelt.
Meinung:
Es gibt also 2 Zeitstränge; und diese lassen sich dank unterschiedlicher Perspektiven und mit einer Portion Konzentrationsvermögen recht gut auseinanderhalten. Der Anfang von „Antichristie“ ist gut, und das nicht nur wegen des ersten Satzes:
„Es gibt ein indisches Sprichwort: Verstreue Asche nicht gegen den Wind.“ Die Idee des Buches ist es auch: Die Protagonistin in einen Zeitsprung zu verwickeln, um die (wahren) Hintergründe und Ambitionen historischer Figuren aufzudecken und ein Thema (Kolonialismus) zu beleuchten, das im Geschichtsunterricht vernachlässigt wurde. Ein Thema, von dem die Figuren im Jahre 2022 nur eine vage Idee haben oder gar falsche Vorstellungen. Aber so wie es gemacht ist, geht dem Roman nach und nach das „Romanhafte“ verloren, scheint doch vor allem wichtig zu sein, den Lesenden (mir) die Rechercheergebnisse zu den zentralen Persönlichkeiten der indischen Revolution gegen den Kolonialismus zu präsentieren.
Ob innerhalb der Dialoge oder auf der Handlungsebene: Ich habe auch nach 217 Seiten wegen Theorielastigkeit keinen Spannungsbogen gefunden und bin, von den gefühlt 100 Figuren, deren Namen ich mir nicht merken kann, weil sie trotz hilfreicher „Legende" auf Seite 539 blass bleiben, verwirrt.
Ob ich am Ende erfahren würde, dass Sanjeev wieder als Durga im Jahr 2022 landet? Ob der Sprung für die Entwicklung der Figuren, für das Agatha Christie Drehbuch eine Bedeutung hat?
Ob sich Durgas emotionales Verhältnis zur toten Mutter ändert? Ich werde all das nicht erfahren, bin aber zu müde zum Weiterlesen. Ja, es ist schade.
Fazit:
Da ich Sterne vergeben soll, bekommt der Roman einen für die Recherchearbeit und dafür, dass ich jetzt etwa 95% mehr über Kolonialisierung weiß.
Einen für die Idee mit den 10 D-Days als Gliederungseinheit des Romans (D-Day ist laut Protokoll des Königshauses der Todestag der Queen, es folgen weitere, die alles regeln. Von der Aufbahrung bis zum Eintreffen der Gäste, an D-Day + 10 erfolgt die Beisetzung).
Und einen für die Stelle, wo Mutter Lila den Trauergästen ins Gesicht weht (ergo für den Humor).