Der Himmel brannte in allen Schattierungen von Rot...

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sophia1 Avatar

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![](http://vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/omg_smile.gif) Eine wahnsinnig spannende Geschichte, wunderbar verfasst in kunstvollen Wortgebilden. Ein wahrer Lesegenuss rund um eine spannende, aber dennoch ein wenig erschreckende Idee. Schließlich liegt Gott höchstpersönlich im Sterben.

Der Kampf der Engelsheere um die Nachfolge bzw. ihr Aufbegehren im Gefolge von Luzifer ist als Vorstellung ja nichts völlig neues. Aufbegehren gegenüber Gottheiten lassen sich in der Mythologie mehrmals feststellen. Aber die Vorstellung, dass es hier um einen Nachfolgekampf geht, macht die gesamte Geschichte äußerst interessant. Die Engel werden hier anscheinend mit sehr menschlichen Attributen ausgestattet. Es geht ihnen um Macht und um das Aufrechterhalten ihres momentanen status quo bezüglich der Lebensumstände.
Mit dem Tod Gottes scheint also auch das “göttlich reine” zu sterben und aufzuhören.
Die Engel Gottes fangen an sich selbst als Richter zu erheben um die Menschen auszulöschen. Dabei gehen sie über Leichen. Die Engel wollen das vernichten, was sie als missraten abqualifizieren, die Menschen. Dem widerspricht die biblische Vorstellung, dass der Mensch Gottes Abbild ist. Wenn die Engel die Menschen töten wollen, dann wollen sie mit dem Tod Gottes wohl auch die Erinnerung an den sterbenden Gott austilgen und das was an ihn erinnert. Sie erscheinen selbst schon als mächtige Wesen.
Diese Idee des Charakterwandels der Engel macht das Buch allein schon lesenswert.
Auch die Vorstellung von der Sterblichkeit Gottes scheint Gott eher auf die Stufe des menschlichen als auf die Stufe des göttlichen zu stellen. Insgesamt stellt sich mir die Frage ob es gerade das ist, worauf das Buch hinaus möchte, nämlich Gott auf die Stufe des Menschen zu stellen. Ihn seiner Transzendenz zu berauben und ihn selbst zum Teil der Schöpfung und Teil der Vergänglichkeit werden zu lassen. Gott nicht als der allmächtige, unsterbliche, transzendente sondern als der unvollkommene. Hierbei scheint es wieder einmal um den bekannten Kampf zwischen Gut und Böse zu gehen, Licht und Dunkel. Viele Fragen werden durch die Leseprobe und auch den Kurzinhalt zum Leser transportiert, die ebenfalls ein hohes Interesse am Text wecken. Weswegen liegt Gott im sterbenß Wieso kann er von niemandem gerettet werden, wie beispielsweise von seinem Sohn Jesus Christus. Warum sind die Engel so mächtig, dass sie Erinnerungen löschen können? Weswegen müssen diese Gedanken überhaupt vernichtet werden? Welcher Urzustand soll wiederhergestellt werden? ....um nur einige Fragen zu nennen.

Die ganze Handlung ist für mich als Theologiestudentin besonders interessant. Offenbar wurden verschiedene Bereiche und Themengebiete, wie etwa Religion und Mythos, Wahrheit und Lüge, Realität und Fiktion zu einem neuen Ganzen zusammengefügt. Gerne würde ich untersuchen, welche theologischen Themen in dem Werk behandelt werden, aber auch welche menschlichen, psychologischen Probleme eine wichtige Rolle spielen. Auch aus der germanistischen Sicht ist es sehr spannend, den Text auf seine erzählstruktur hin zu überprüfen.

Fazit: Eine wunderbare, außergewöhnliche Idee und darum ein wunderbares, außergewöhnliches Buch. Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut. Als Leser findet man sich schnell mitten in der Geschichte, bildet sich das Setting in Gedanken und begibt sich auf eine Reise hinein ins Abenteuer.

Ich würde sehr gerne weiterlesen und dass mein Theologiestudium zu dem Thema so gut passt, muss doch einen Grund haben, frei nach dem Motto:  "Es heißt, nichts geschehe ohne Grund und dass alles eine Rolle spiele, ganz gleich, wie lange man lebt oder wie viel man dabei erreicht."