Haarsträubende Story im coolen Gewand

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drachenzahn Avatar

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Die Idee des Buches hat mir auf Anhieb gefallen: Diese geniale Kombination von traditioneller Krimigeschichte und Comic. Eine wirklich tolle Mischung, die auch Lesemuffel bei der Stange hält, da die bläulich gehaltenen Bildsequenzen wie eine wohltuende Pause wirken. Auch die Ausgangshandlung fand ich spannend.

Der Meisterdetektiv Aristide verliert bei einem missglückten Anschlag auf seine Person das Gedächtnis. Aber wie schützt man sich, wenn man nicht einmal weiß, wer man selbst ist oder dass jemand einem nach dem Leben trachtet. Die beiden anderen Hauptcharaktere mochte ich sogar noch mehr. Die toughe Leontine weiß sich zu behaupten und widersetzt sich den für Frauen vorgegebenen Beschränkungen der damaligen Zeit des 19. Jahrhunderts. Während sie und Aristide der gehobenen Klasse zuzuordnen sind, gehört ihr Freund Julien der unteren Schicht an.

Die ersten beiden Drittel der Geschichte sind wirklich interessant und kurzweilig erzählt. Die Protagonisten spielen gut zusammen, insbesondere die selbstbewusste Leontine macht großen Spaß. Allerdings sind mir beim Lesen einige Begriffe aufgefallen, die zwar sprachlich zu der damaligen Zeit passen, für Kinder ab 11 Jahren aber eine Herausforderung darstellen könnten. Ich denke, die wenigsten wissen was Guillotine, Droschke, Livree, Joppe, Harlekin, Landauer usw. bedeutet. Zudem kommen noch einige französische Namen wie Droibeaux hinzu.

Mein Hauptproblem mit dem Buch ist jedoch die völlig an den Haaren herbeigezogene Hintergrundgeschichte. Diese ist so abstrus, dass es regelrecht lächerlich ist. Leider ruiniert das für mich die gesamte Story. Es ergibt einfach keinen Sinn. Das Handeln der Figuren, die angebliche Vorgeschichte sind albern, unrealistisch und unglaubwürdig. Zumal die Geschichte offen endet. Ob es einen weiteren Band geben wird, ist mir bislang nicht bekannt.

Insgesamt mochte ich die optische Aufbereitung des Buches. Der Wechsel zwischen Lesetext und Comic sowie die bläuliche Gestaltung der Bilder war sehr modern, witzig und ansprechend. Die Auflösung der Handlung hat den Band jedoch für mich vollständig ruiniert. Zumal einige Jugendliche sicherlich Schwierigkeiten mit den altmodischen Begriffen haben könnten. Schade!