Anspruchsvolles Sachbuch, schwierig im Alltag umsetzbar

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heinoko Avatar

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Der Untertitel „Arthrose endlich heilen“ ist nicht gerade bescheiden und macht mich sehr vorsichtig im Umgang mit diesem Buch. Heilungsversprechen sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn Dr. Feist als Biologe und Sportwissenschaftler und anerkannter Fachmann für Arthrose-Behandlung und der Ko-Autor Tobias Homburg als Physiotherapeut mit Zusatzausbildung in klinischer Psychoneuroimmunologie durchaus als Koryphäen für das Thema gelten dürfen.
Was wie immer und überall bei der Betrachtung und Behandlung einer Erkrankung gilt, wird in diesem Buch vorbildlich geleistet: Nämlich die ganzheitliche Betrachtung und damit auch der ganzheitliche Behandlungsansatz. Dr. Feist baut auf vier Bausteine: entzündungssenkende Ernährung, entzündungsfreies Milieu zur Knorpelregerantion, gezielte körperliche Aktivität und psychische Stärkung/Stressminderung. Diese vier Komponenten werden sehr anschaulich und wissenschaftlich fundiert dargestellt. Überhaupt bietet das Buch sehr viel medizinisches und wissenschaftliches Hintergrundwissen, sodass es nach Durcharbeiten dieser Seiten verständlicher wird, warum erst das Zusammenwirken dieser Komponenten den tatsächlichen Heilungsprozess in Gang bringen kann. Allerdings sind diese wissenschaftlich biologisch-medizinischen Hintergrundinformationen für den Laien zwar eindrucksvoll, aber in ihrer Richtigkeit und Relevanz natürlich nicht zu beurteilen oder zu bewerten. Die Mehrheit des Laienpublikums dürfte daher ein Drittel des Buches einfach überblättern auf der Suche nach den tatsächlich umsetzbaren Anweisungen und Tipps. Allerdings geht es im praktischen Teil, d. h. unter der Überschrift „Umsetzung der Dr. Feist-Strategie“ genauso anspruchsvoll und prall gefüllt mit Fachbegriffen weiter. Es ist also durchaus schwierig, als Leser das herauszufiltern, was konkret umzusetzen ist. Beispiel Baustein 1, Ernährungswissen und Top-Lebensmittel: Auch hier dominieren Tabellen und Fachbegriffe. Man muss schon genau lesen (und verstehen), um für sich selbst die praktikablen Vorgehensweisen zum Thema Ernährung herauszufiltern. Schön und leicht verständlich sind dagegen die Anleitungen für kräftigende Bewegungsübungen. Leider sind diese Übungen mehrheitlich auf dem Boden zu absolvieren, was für viele ältere Menschen nicht mehr machbar ist.
Was mich persönlich sehr stört, sind die im Buch vielfach eingestreuten „Lobesbriefe“ von Betroffenen. Sie wirken natürlich eindrucksvoll, aber niemand kann nachvollziehen, ob diese Briefe „echt“ sind. Wenn die Autoren bereits über Jahre so erfolgreich Arthrose zu behandeln wissen, dann sind solche Dankesbriefe von Betroffenen in einem ernst zu nehmenden Sachbuch absolut unnötig.
Fazit: Umfangreiche Tabellen sollen Hintergrundwissen vermitteln, sind aber für die Mehrheit der unter Arthrose leidenden Menschen nicht verständlich. Hier wäre es sicher nützlicher gewesen, weniger wissenschaftlich, sondern vielmehr lebensnah zu argumentieren und damit das Buch leichter lesbar und leichter umsetzbar zu machen. Wer jedoch bereit ist, sich durchzubeißen durch all den theoretischen Wust, der wird sicher mit sehr gründlichem Wissensgewinn belohnt und wird besonders offen sein für eine ganzheitliche Sichtweise, um dem eigenen Körper rundum aufmerksam, achtsam und unterstützend zu helfen.