Weckt Hoffnungen, die kaum erfüllbar sind

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bellis-perennis Avatar

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Als Betroffene (Arthrose Stadium IV in beiden Kniegelenken) war ich natürlich auf dieses Buch sehr neugierig. Ich finde den Titel schon recht provokant und frage mich daher, ob das Buch, das halten kann, was er verspricht. Denn so überbordende Beschreibungen wie "bahnbrechend", "perfekt", "revolutionär" oder gar "wundervoll" wirken auf mich reißerisch und befremdlich.

Der Beginn liest sich wie ein Auszug aus dem Chemie-Buch und die Autoren sind keine Ärzte. Wolfgang Feil ist Biologe und Tobias Homburg Physiotherapeut.

Die Tabellen sind zum einen Teil interessant, zum anderen aber, wenn man wenig naturwissenschaftliche Kenntnisse, kaum zu verstehen. Da braucht es schon einen "Übersetzer" wie Arzt, Apotheker oder Ernährungsberater.

Dass Reduktion von Alkohol- und Fleischkonsum Entzündungen im Körper verringern bzw. erst gar nicht entstehen lassen kann, ist jetzt keine bahnbrechende Neuigkeit. Auch regelmäßige, gelenkschonende Bewegung hilft, chronische Schmerzen zu verringern. Beides habe ich unter (fach)ärztlicher Aufsicht selbst ausprobiert und gute Erfolge damit erzielt.

Nicht glauben kann ich, dass Knorpeldefekte (sogenannte Knorpelglatzen) nur durch eine entsprechende Ernährung von selbst heilen und der Knorpel nachwächst. Aufgrund seiner Beschaffenheit (fehlende Blutversorgung) kann sich der Knorpel nicht selbst reparieren.

Witzig finde ich die "Frolox-Familie", diese Zeichnungen sollen gute Bausteine der Nahrung symbolisieren. Die fünf (!) Basis- und neun (!) Einstiegsrezepte zeigen in die richtige Richtung, sind aber für eine komplette Ernährungsumstellung viel zu wenig.

Was bei mir aber einen schalen Nachgeschmack hinterlässt und mich wirklich stört, sind die drängenden Empfehlungen zur Einnahme von teuren Nahrungsergänzungsmitteln, die - oh Wunder - von einer im Familienbesitz befindlichen Firma vertreiben werden. Das stellt für mich persönlich die Glaubwürdigkeit der Methode infrage. Da helfen auch noch so viele Erfahrungsberichte dankbarer Patienten nicht. Im Gegenteil, die wirken wie bezahlte Anzeigen aus der Werbung.

Conclusio:

Dass eine allgemein gesunde Lebensführung mit einer vernünftigen, entzündungssenkenden Ernährung sowie gezielten Bewegungsübungen, ergänzt von einer evtl. erforderlichen Gewichtsreduktion einer Arthroseerkrankung vorbeugen oder eine Verschlimmerung verhindern kann, wird wohl ohnehin niemand abstreiten wollen. Dass man durch Einnahme von teuren Nahrungsergänzungsmitteln eine „Heilung“ von Arthrose herbeiführen kann, muss ich mit einem Zitat aus Goethes Faust quittieren:

„Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ (Faust I/J. W. Von Goethe)

Fazit:

Diesem Buch, das bei vielen von Arthrose geplagten Schmerzpatienten vermutlich nicht erfüllbare Hoffnungen weckt, kann ich wegen der unsäglichen subtilen Werbung für Nahrungsergänzungsmittel aus der eigenen Firma nur 2 Sterne geben.