extrem spannend

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matheelfe Avatar

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Julia Wagner hat ihren Job bei der Berliner Polizei geschmissen. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Fotojournalistin. Gerade eben hat sie den Bürgermeisterkandidaten Behnke beim Verlassen eines Edelbordells fotografiert. Das gefällt aber dessen Bodygards gar nicht.
Als sie in der Nacht in ihre Wohnung kommt, findet sie dort Frank vor. Frank ist Polizist und hatte mit ihr eine Affäre. Jetzt bittet er um ihre Hilfe. Er hat als Undercoveragent bei einem Rocker-Club gearbeitet und wurde enttarnt.
Der Autor hat einen rasanten Berliner Krimi geschrieben. Das Tempo wird nicht nur durch schnelle Motorräder und flotte Verfolgungsjagden bestimmt, sondern durch die innere Spannung der Geschichte.
Mit Julia hat er eine Protagonistin kreiert, die manche Ecken und Kanten hat. Sie ist ausgebildet in Kampfsport. Gutes Selbstbewusstsein und schnelles Reaktionsvermögen in Wort und Tat zeichnen sie aus. Ihre hausfraulichen Fähigkeiten sind weniger stark ausgeprägt.
Mit Julia und Frank begebe ich mich in die Berliner Unterwelt. Anders kann man die Bikerszene um Odin nicht bezeichnen. Minderbemittelt, brutal, überheblich, realitätsfremd und rechtsradikal sind die Eigenschaften, die Odin und Hellstrom, seiner rechten Hand, zuzuordnen sind. Der Name ist bewusst gewählt und für Odin Programm.
Der Autor versteht es ausgezeichnet, die Atmosphäre seiner Handlungsorte einzufangen und in deutlicher Sprache auszudrücken. Die Dialoge sind häufig geschickt an die diese Orte angeglichen. Im Polizeipräsidium herrscht eben ein anderer Umgangston als in einer Szenekneipe. Julia ist in der Beziehung sehr anpassungsfähig.
Der Roman beginnt spannend und steigert sich stetig weiter. Dadurch fällt es schwer, zwischendurch mit Lesen aufzuhören. Ich wollte so schnell wie möglich wissen, wie es weitergeht.
Das Buch besticht durch seine sprachlichen Feinheiten. Damit meine ich insbesondere die verwendeten Metapher, passende Vergleiche und geschliffene Dialoge. An vielen Stellen ist ein unterschwelliger Humor spürbar.
Wittmann, Julias ehemaliger Chef, steht für die ruhigeren Teile der Handlung. Seine sachliche Art und seine Präsenz zu kritischen Zeitpunkten haben mir gefallen.
Sehr präzise wird Julias innerer Konflikt zwischen Loyalität und Selbstzweifel herausgearbeitet.
Auch die Protagonisten, die nur Nebenrollen im Geschehen spielen, haben für mich ein Gesicht. Hier ist es dem Autor stets gelungen, die für den Fortgang der Geschichte notwendigen Charaktereigenschaften zu vermitteln. Das geschieht weniger durch ihre Worte, mehr durch ihre Taten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat alles, was ich an einem guten Thriller mag: eine sympathische Protagonistin mit Stärken und Schwächen, eine spannende und abwechslungsreiche Handlung, einen logischen und nachvollziehbaren Aufbau und einen Sprachstil, den zu lesen, Spaß macht.