Asphaltengel

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regenprinz Avatar

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Hm, ich hatte mir nach der Leseprobe mehr von diesem Buch versprochen. Leider hat es mich am Ende weder inhaltlich noch sprachlich überzeugt. Die Geschichte schildert Leilas Leben, also den Alltag einer jungen Muslimin in Finnland - hin- und hergerissen zwischen Fremdsein und Dazugehören, zwischen dem Wunsch nach Anpassung und dem nach Abgrenzung und Aufbegehren. Ihre ältere Schwester Samira, die ihr vieles vorgelebt hat, liegt im Koma und nach und nach erfährt der Leser, wie es dazu gekommen ist. Eine allzu große Überraschung ist es nicht, auch wenn manch anderes im Buch mich schon überrascht hat. Viele Dinge bleiben jedoch unklar - z.B. warum die finnische Mutter der Mädchen überhaupt so eine überzeugte Muslimin geworden ist, die keine Fotos und keinen Fernseher mehr im Haus duldet u.ä. Oder auch manche Verhaltensweisen von Leila, die ich kaum nachvollziehen konnte, z.B. in ihrem von Mobbing geprägten Schulalltag, oder von Samira, die manchmal wild "über die Stränge schlägt", um dann wieder ein Kopftuch aufsetzen zu wollen. Meines Erachtens ist das auch die Schwäche dieses Buches, dass man vieles einfach nicht versteht als Leser und die Figuren deshalb so konstruiert wirken in ihrem Handeln, also eben literarisch statt lebendig. Umso aufgesetzter fand ich daher die häufig verwendete Vulgärsprache.
Kopfschüttelnd hat mich auch der Schluss des Buches zurückgelassen, der irgendwie keiner ist, denn es endet eben bloß irgendwie, irgendwo, sehr beliebig. Für mich leider genauso wenig nachvollziehbar wie die Geschichte als Ganzes. Aber womöglich habe ich sie auch schlicht nicht verstanden. Oder sie hat meinen persönlichen Lesenerv komplett verfehlt. Schade.
Immerhin habe ich nach ca. der Hälfte das Glossar am Ende entdeckt, sodass ich wenigstens die im Text nicht übersetzten Formulierungen ab da gleich während des Lesens entschlüsseln konnte. Dafür gibts ein drittes Sternchen.