Beeindruckend

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meggie3 Avatar

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„Asphaltengel“ beschreibt das Leben von zwei muslimischen Mädchen in Finnland auf eine beeindruckende Weise. Das Buch hat bei mir einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen und mich definitiv zum Nachdenken angeregt.
Aber erstmal zum Inhalt:
Leila lebt mit ihrer finnischen, aber zum Islam konvertierten, Mutter zusammen. Ihr Vater ist von klein auf Muslim und lebt bei einem Freund ein bisschen entfernt, da es immer wieder Streit zwischen Mutter und Vater gibt, weil sie sehr unterschiedliche Auffassungen bezüglich ihres Glaubens haben. Leilas Mutter ist sehr streng, erlaubt zum Beispiel keine Fotos und Fernseher in der Wohnung. Außerdem ist ihr das Tragen eines Kopftuches sehr wichtig und sie möchte auch, dass Leila eines trägt. Der Vater ist meistens eher lockerer, hat aber auch seine Vorstellungen... In der Schule gehört Leila zu den Außenseitern, die regelmäßig von Mitschülern in die Mangel genommen werden. Sie hat eine Freundin, Linda, die in der Schule eigentlich zu den "Coolen" gehört und sie mobbt, nach der Schule sind die Beiden aber gut befreundet.
Und dann ist da noch Samira, die große Schwester von Leila, die auf Grund der Ansichten ihrer Mutter abgehauen ist und sich eine Wohnung organisiert hat. Doch dann ist sie die Treppe heruntergestürzt und liegt im Koma... Leila glaubt allerdings an keinen Unfall. Vor dem Sturz hat Leila ihre Schwester immer wieder besucht und die Beiden hatten recht engen Kontakt, ganz im Gegensatz zur Mutter und Samira. Stück für Stück stellt sich heraus, dass Samira sich zunächst weit von ihrem Glauben entfernt hatte und sich in einen Mann verliebt hat, der klar rassistisch denkt. Doch dann entdeckte Samira ihren Glauben an Gott offenbar in stärkerer Form wieder und heiratete den Rassisten, der nun aber zum Islam konvertiert ist. Mit Hilfe von Samiras Freundin erfährt Leila immer mehr über das, ihr verborgene, Leben ihrer Schwester. Zu guter Letzt wird natürlich auch das Geheimnis um den Sturz gelüftet und das Leben aller Charaktere verändert sich auf ganz unterschiedliche Weise...

Johanna Holmström ist ein beeindruckender Roman gelungen, der für mich einiges Neues bereithielt. Als besonders intensiv und spannend habe ich die Momente wahrgenommen, in denen Samira und ihre Freundin über den Islam und die Rolle der Frau in ihrer Religion diskutieren. Das Buch erzählt mal aus der Sicht von Samira und dann wieder aus der von Leila. Dies sorgt zum einen für eine besondere Spannung, allerdings auch für Verwirrung, da auch die Zeit wechselt. Mein zweiter, eher negativer, Kritikpunkt ist das Glossar. Es werden oft arabische oder finnische Ausdrücke verwendet, die dann hinten im Glossar erklärt werden. Dass es dieses Glossar gibt habe ich leider erst auf den letzten 50 Seiten festgestellt. Es ist ein bisschen nervig, ständig nach hinten zum Glossar blättern zu müssen, vielleicht wäre eine direkte Erklärung durch Fußnoten o.ä. sinnvoller gewesen. Ansonsten hat mir der Schreibstil wirklich gut gefallen und ich habe Einblicke in eine mir doch recht fremde Religion bekommen, auch wenn ich weiß, dass es sich bei dieser Familie und deren Art den Islam zu leben nicht um die Regel sondern eher um eine Ausnahme handelt. Solange man dies berücksichtigt, ist „Asphaltengel“ auf jeden Fall zu empfehlen.