Schade - hat nicht überzeugt

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ilonar. Avatar

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Leila und Samira sind Schwestern und leben in einer islamisch orientierten Familie. Der Vater, arabischer Herkunft und mit dem Islam aufgewachsen, wohnt nicht mehr bzw. höchstens sporadisch in der gemeinsamen Wohnung, die Mutter, eine zum Islam konvertierte Finnin, ist in der Ausübung und Auslegung der Religion eigentlich schon fanatisch zu nennen. Leila, die jüngere Tochter, sucht in dieser häuslichen Situation ihren Platz und fühlt sich dabei oft sehr alleingelassen, denn die größere Schwester Samira ist bereits ausgezogen und hat sich von den Regeln der Mutter gelöst. Eine Rolle spielt noch Leilas Großmutter mütterlicherseits, die das ganze Gegenteil der strenggläubigen Mutter darstellt. Sie ist weltoffen, manchmal sogar ein wenig flippig und gibt nichts auf Konventionen. Somit ist auch sie kaum eine Orientierungshilfe für Leila.
Erzählt wird das Buch in der Gegenwart von Leila und im Wechsel damit erzählt Samira ein Stück weit die Vergangenheit. Wir erfahren, wie und warum es zum Auszug aus der Familienwohnung kam, erfahren etwas über Samiras neues Leben. Leila versucht sich der Schwester durch heimliche Aufenthalte in deren Wohnung anzunähern, denn Gespräche sind nicht mehr möglich. Samira liegt nach einem Unfall mit schweren Verletzungen im Koma.
Nach der Leseprobe, die mir sehr gut gefallen hat, bin ich von dem ganzen Roman doch eher enttäuscht. Ich hatte erwartet, eine Auseinandersetzung und glaubwürdige Beschreibung des islamischen Lebens im Alltag in dieser Geschichte zu finden, leider löst das Buch diese Vorstellung nur sehr bedingt ein. Und es entsteht auch keine konstruktive Debatte. Die einzige bleibende Erkenntnis war für mich, dass Fanatismus, egal aus welcher Richtung nie etwas Gutes bewirkt. Aber – das wusste ich auch schon vorher.
Die Handlung ist eher langweilig beschrieben, die Zeitsprünge zwischen den beiden Erzählebenen habe ich als sehr willkürlich und dem Lesefluss nicht dienlich erlebt. Üblicherweise komme ich mit unterschiedlichen Erzählebenen gut zurecht, hier hat mich dieses Stilmittel eher gestört. Die zweite Hälfte des Buches habe ich dann auch nur noch mit sehr wenig Konzentration und gezwungermaßen zu Ende gelesen, stellenweise auch nur noch überflogen. Die Freude am Buch war mir da längst abhanden gekommen.
Schade, das Thema fand ich sehr reizvoll.