Schön gemacht, außerdem spannend

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jonathan Avatar

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„Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. und ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein kleines Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten …“ So beginnt – genau wie alle Asterix-Bände, egal ob im gewohnten Comic-Format oder nicht – auch „Im Reich der Mitte“.

Zwar scheint der Sonderband eine Adaption des neuen Kinofilms zu sein, jedoch enthält dieser im Vergleich zu früheren Filmen eine Geschichte, die auf keinem der bisherigen 38 Bände basiert. Das Grundgerüst der Story mit einer Reise der beiden gallischen Helden nach China ist neu, genauso wie die um die Kaiserin, ihren Rivalen und die Tochter, die mit Entourage nach Gallien flieht. Jedoch kommen immer wieder Handlungspunkte vor, die Fans der Serie bekannt vorkommen könnten. Die Geschichte an sich ist vielleicht nicht hundertprozentig originell und selbst Majestix macht sich darüber lustig, dass die Gallier dauernd von außerhalb um Hilfe gebeten werden, man kann sie aber lesen UND viel Spaß dabei haben, auch wenn man alle Bände kennt.

Den Schreibstil halte ich leider für nicht ganz ausgereift, an einigen Stellen klingen die Sätze eher nach trockener Bildbeschreibung, vielleicht mit ein paar Adjektiven bespickt, statt nach spannender Erzählung. Vermutlich ist er hier aber auch mehr für jüngere Leser gedacht. An anderen Stellen schreitet die Story viel zu schnell voran, da es wohl nicht genug Platz gab, um alles ausführlich zu beleuchten. Viele andere Stellen sind jedoch sicherlich akzeptabel, wenn nicht sogar schön geschrieben. Ich finde das Erzählformat mit teilweise seitengroßen Zeichnungen und Text dazu zwar nicht schlecht, kann jedoch nicht nachvollziehen, warum sich der französische Verlag nicht für eine Adaption im normalen Comic-Format entschieden hat.

Der größte Pluspunkt, den dieser Sonderband bietet, sind die Zeichnungen. Diese sind sehr gut gelungen, farbenfroh und orientieren sich natürlich an denen von Uderzo und seinen Nachfolgern. Mal sind mehrere Szenen auf einer Seite, mal sind die Zeichnungen zwei Seiten groß und sehr ausführlich, mal dekorieren sie aber auch nur den Text in kleinerer Form und vollkommen in schwarz, insgesamt sind sie sehr schön und bilden eine passende Abwechslung, die das normale Comic-Format nicht unbedingt bieten kann. Auch das Layout und die Zusammensetzung aus Bild und Text sind sehr gut gewählt worden. Alleine dafür lohnt es sich eigentlich, „Im Reich der Mitte“ zu kaufen.

Ohne den Film gesehen zu haben, halte ich diesen Band insgesamt für eine gelungene Adaption, welcher sich nicht an Kleinigkeiten aufhängt, aber auch einige Witze und Running Gags nicht auslässt. Die Story ist nicht die originellste, was aber auch bei einer Film-Adaption einer Comic-Serie nicht unbedingt zu erwarten ist, enthält aber eine spannende und interessante Handlung. Das Format ist nicht so schön wie das gewohnte, aber dafür fürs Vorlesen besser geeignet. Jüngere und ältere Leserinnen und Leser werden Spaß beim Lesen haben und bei Asterix-Fans darf das Album natürlich auch nicht fehlen.