Absolut beeindruckt

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sonnia Avatar

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Ich folge ‚Astro Tim‘ begeistert in den Sozialen Medien und habe mich daher sehr gefreut die Chance zu erhalten sein Buch hier vorab lesen zu können.
Feststellen durfte ich bereits in dieser Leseprobe, dass der Autor schreibt, wie er spricht. Hier ist nichts gestelzt oder darauf bedacht ein reines Fachbuch zu kreieren. Tatsächlich habe ich beim Lesen das Gefühl seine Stimme im Hintergrund gehört zu haben, die mir den Text vorliest. Womit sein Schreibstil absolut authentisch ist. Er ist sehr leicht und flüssig lesbar und ich hatte den Eindruck, dass ich eher eine spannende Geschichte lese, wobei diese mit vollkommen korrekten Fakten untermauert ist und der Inhalt dennoch nicht trocken wirkt.
Die Grundlagen sind im 1. Kapitel so heruntergebrochen, dass jeder leicht nachvollziehen kann wie die Menschheit technisch dort angekommen ist, wo wir heute stehen. Mit den eingestreuten Beaumonts und Anekdoten ist der Text wunderbar aufgelockert, ohne langatmig zu erscheinen.
Die Idee zunächst einmal 50 Jahre in die Vergangenheit zu gehen, um den Sprung 50 Jahre voraus zu machen gefällt mir Inhaltlich extrem gut. So werden die Unterschiede und Entwicklungen sehr anschaulich verdeutlicht. Die Pläne für die Besiedelung des Mondes und des Mars sind heute bereits sehr konkret und werden hier auch so dargestellt, dass ich mir gar nicht vorstellen könnte, dass Artemis City nicht realisiert wird, wie auch die Ansiedlung auf dem Mars.
Mir gefällt sehr, dass der Autor die Themen Ethik, Politik und Recht anschneidet, wenn auch nur kurz. Über die Ethik in der Besetzung anderer Himmelskörper hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht und freue mich über diesen Denkanstoß. In Bezug auf Politik und rechtliche Konsequenzen habe ich leider kein so positives Bild, wie es der Autor vermittelt. Ich denke nicht, dass sich unsere Gesellschaftsform in 50 Jahren von dem Kolonialdenken bezüglich der Himmelskörper verabschiedet hat und diesbezüglich planetar zusammenarbeiten wird. Wer also wird die Abbaurechte einfordern und können wir damit rechnen, dass um die gewonnenen Ressourcen Kämpfe stattfinden werden? Die Idee, dass sich das Bewusstsein durch den Blick von außerhalb auf die Erde für unseren Planeten ändern wird ist eine wundervolle. Aber vermutlich sind wir noch sehr weit entfernt von dieser idealen Gesellschaft. Denn diejenigen einzelnen Menschen, die es sich tatsächlich leisten werden ins All in den Urlaub zu fliegen sind dann auch diejenigen, die ihre eigenen Ressourcen nicht auf die Menschheit umverteilt haben. Und in 50 Jahren wird die politische Lage möglicherweise noch schwieriger sein, denn vor 50 Jahren wurden Frauenrechte erkämpft, die heute 50 Jahre in gewissen Staaten nicht mehr existieren. Frauen, denen heute den Zugang zur Bildung verwehrt wird, WHO-Inhalte, die heute auf Bestreben gewisser Staaten, die Frauenrechte in ihren Proklamationen wieder eingeschränkt haben. Danke an Astro Tim, dass sein Buch mich gedanklich derart stark beschäftigt. Ich kann gar nicht erwarten, was die Visionen des Autors für unsere ferne Zukunft sind.
Anmerken würde ich noch, dass das Cover eher nach einem Kinderbuch aussieht. Würde ich den Autor und seinen Auftritt nicht aus den Sozialen Medien kennen, hätte ich mich vermutlich - des Covers wegen - nicht auf meiner ‚möchte ich unbedingt lesen‘ Liste.