Die Nacherzählung des Mythos von Atalanta und das Transportieren des Mythos in die Moderne ist Jennifer Saint durch gelungene Wortwahl und starke Charaktere größtenteils wunderbar geglückt. Ein Wermutstropfen bleibt, dass trotz feministischem Ansatz und zahlreicher Frauenfiguren diese gegeneinander ausgespielt werden und künstliche Rivalitäten heraufbeschworen werden, anstatt allen weiblichen Figuren mehr Stimme und Charakter zu verleihen. Die Protagonistin Atalanta ist grandios herausgearbeitet, auch wenn ihre Entscheidungen teils impulsiv und plötzlich wirken, bekommt der Leser ein greifbares Bild ihres Charakters. Bei anderen Frauenfiguren (die vielleicht auch komplexer gestrickt sind) wie Circe oder Medea gelingt es der Autorin leider nicht, diese Nahbarkeit aufrecht zu erhalten. Trotzdem entsteht ein lebendiges Bild des Mythos aus einer starken weiblichen Perspektive!