ATME! - Spannender Psychothriller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bookish ballerina Avatar

Von

Bereits die Leseprobe zu "Atme!" hat mich für die Geschichte rund um Nile und ihren plötzlich verschwundenen Freund Ben gepackt. Schon gleich zu Beginn stolpert man quasi ins Geschehen und ist bei der Kernfrage angelegt: was ist mit Ben passiert?
Geschrieben aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Nile, bleibt es bis zum Schluss eine Erzählung aus ihrer Sicht, die mehr von ihrer Gefühls- und Gedankenwelt umfasst als tatsächlich gesprochene Rede. Dies und die im Laufe des Geschehens auftauchenden Erklärungen aus ihrem Leben führen letztlich dazu, dass man sich mit Nile solidarisiert und sie regelmäßig in der Rolle der unverstandenen, zurückgewiesenen Geliebten wiederfindet und versteht. Dadurch rechtfertigt man als Leser vorschnell gewisse Verhaltensweisen von ihr, ehe man überhaupt die Möglichkeit bekommt, die geschehene Situation objektiv zu begreifen.

Dennoch waren Niles Charakter, ihre unnormale Fokussierung auf ihre Liebesbeziehung und das Gefühl, die ganze Welt gegen sich zu haben, zuweilen etwas anstrengend. Dass diese Charakteristika letztlich doch ihren Sinn in der Erzählung finden, versteht man erst zuletzt. Dies macht die Geschichte rückblickend wirklich gut.
Tatsächlich ist dies ein Buch, dessen Stärke man erst beim zweiten Lesen feststellt, nachdem man verstanden hat, womit man es hier und vor allem mit Nile zu tun hat. Doch schon während des Lesens, durch die immer wieder auftauchenden neuen Wendungen, die Frage danach, wem man eigentlich vertrauen kann und die ungewöhnliche Entschlossenheit von Nile, bleibt es für den Leser nie umspannend. All das macht "ATME!" zu einem wirklich gelungenen Werk, das vor allem nach der letzten Seite im Kopf hängen bleibt und noch eine ganze Weile beschäftigt.

Insgesamt 4 Punkte!