Die hohe Kunst der Selbsttäuschung

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antje123 Avatar

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Niles Freund verschwindet während eines gemeinsamen Einkaufsbummels. Niemand hat ihn gesehen, sie kann sich nicht erklären, was passiert ist. Verzweiflung macht sich breit, als niemand sie ernst nimmt und niemand ihr helfen will. Vollkommen panisch und alleingelassen sucht die Hilfe bei der Exfrau ihres Freundes, um ihren eigenen Verdacht, etwas Schlimmes sei passiert, widerlegen zu können.

Was für den Leser auf den ersten Seiten spannend und interessant beginnt, schwenkt schnell in Zweifel um. Immer mehr wird dem Leser bewusst, mit wem er es hier zu tun hat, sodass die erste Zuneigung und Unterstützung für Nile verschwinden und anstelle dessen Misstrauen tritt. Was ihm nun geboten wird ist Naivität auf höchstem Niveau, ebenso wie Durchschaubarkeit auf dem Silbertablett.
Auch wenn sowohl die Naivität wie auch die Durchschaubarkeit und Vorhersehbarkeit teils noch liebevolle Komponenten aufweist, schwenkt das Buch weg von dem angegebenen und erhofften Thriller hin zu etwas anderem, was auch immer es sein mag.

Was jedoch definitiv nicht unkommentiert bleiben sollte, ist die Begabung der Autorin, den Leser mit ihren Worten und ihrer Art zu schreiben zu entführen und einzulullen in ihre Geschichte. Auf eine bemerkenswerte Weise schafft sie es, alles so klar darzustellen und dennoch Zweifel aufkomme zu lassen. Der Leser wird herausgefordert, sich zu entscheiden und ist sich teilweise selbst überlassen.
Auch das Ende hat etwas Besonderes und stellt den Leser vor eine neue Art der Herausforderung.
Dem Buch selbst gebe ich 3 Sterne, der Schreibstil der Autorin und die Begabung den Leser so sehr einzulullen verdienen meiner Meinung nach definitiv 5 Sterne.