Wem kann die Leserschaft trauen?

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jazebel Avatar

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Also zum Verlag Kiepenheuer & Witsch kann ich eines mal definitiv behaupten! Die sind total unfähig... unfähig Mittelmaß zu veröffentlichen! Egal welches Buch dieses verlags ich anfasse, es ist entweder verdammt gut oder verdammt schlecht. Hier hat das Pendel wieder deutlich in die positive Richtung ausgeschlagen. Man sieht das auch an den Rezensionen dieses Buchs auf diversen Plattformen, hier gibt es scheinbar wieder nur lieben oder hassen.

Judith Merchant als Autorin traut sich hier nämlich etwas sehr gewagtes. Ihre Protagonistin Nile ist derart angespannt, dass man meint, man könne ihre Nerven vibrieren hören. Aus einer alltäglichen Situation heraus, Niles Lebensgefährte Ben ist auf einmal nicht mehr im Geschäft in dem sie ein Kleid anprobiert, verrent sich Nile in die absurdesten Horrorvisionen (er wurde überfahren, entführt, ja ganz klar, entführt!) so dass es dem Leser schwer fällt ihren wild umher springenden Gedanken zu folgen. Das hat mich als Leserin sehr angestrengt, zumal Nile wirklich kein sympathisches Darling ist, dass man sofort ins Herz schließt.

Spätestens als Nile auf Bens Exfrau Florence trifft, ist klar, Nile sagt in manchen Dingen nicht die Wahrheit. Aber tut das Florence?

Die Autorin arbeitet hier mit so vielen doppelten Böden, Sackgassen und unerwarteten Wendungen, dass man ganz verwirrt ist. Zwischendurch war ich sogar etwas frustriert und wollte das Hörbuch abbrechen, aber zum Glück habe ich das nicht getan. Die Fortführung des Plots und die Auflösung sind so genial, dass ich vollkommen versöhnt war. Was für ein wunderbar verwirrendes Buch!