zu viel Dramatik bei einer nervenden Hauptfigur

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mrs-lucky Avatar

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„Atme!“ ist Judith Merchants erster Thriller und mein erstes Buch der Autorin, nach den insgesamt sehr positiven Bewertungen ihrer Krimis waren meine Erwartungen hoch, konnten aber leider nicht erfüllt werden.
Der Hauptfigur Nile fällt es nicht leicht, anderen Menschen zu vertrauen. Bei Ben ist das von ihrer ersten Begegnung an anders, er ist ihre große Liebe. Wenn es ihr mal nicht gut geht, ist er immer für sie da und erinnert sie daran, einfach ruhig weiter ein- und auszuatmen. Doch ausgerechnet, als Nile in einer kleinen Boutique das perfekte Hochzeitskleid entdeckt und anprobiert, ist Ben plötzlich spurlos verschwunden und auch auf seinem Handy nicht erreichbar. Nile spürt, dass etwas Schreckliches passiert ist, trifft jedoch auf Unverständnis, Bens alte Freunde sind eben so wenig bereit ihr zuzuhören, wie seine Eltern. Als einzige mögliche Hilfe wendet sich Nile an Bens Noch-Ehefrau Flo, obwohl sie diese als ihre ärgste Feindin ansieht. Und tatsächlich teilt Flo ihre Sorge und macht sich gemeinsam mit ihr auf die Suche nach Ben, wobei sich schnell zeigt, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es gibt einige Ungereimtheiten, Nile, der mit Ben auch ihre Sicherheit genommen wurde, gerät mit jedem weiteren auftauchenden Detail zunehmend in Panik.
Das Buch ist stellenweise durchaus spannend, es fällt mir schwer, ihn als Thriller einzustufen, da die Autorin es nicht schafft, ein greifbares Gefühl der Gefahr oder gar Bedrohung zu erschaffen. Beim Lesen konnte ich keine Sympathien für Nile entwickeln, ihr Charakter ist zu wenig greifbar, als dass ich mit ihr mitfühlen oder ihre Gedankenhätte nachvollziehen können. Die Geschichte entwickelt sich zu abstrus, es gibt zwar überraschende Entwicklungen, die Reaktionen der Hauptfiguren erscheinen aber zu oft sehr unrealistisch, der gesamte Ablauf zu sehr konstruiert. Die 384 Seiten waren nicht zuletzt aufgrund der Schriftgröße und der vielen kurzen Kapitel schnell gelesen, das letzte Drittel habe ich zunehmend überflogen in der Hoffnung auf eine überraschende Auflösung, mir ist im Verlauf die übertriebene Dramatik zu viel geworden.