Frauenpower im Weltall

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
charleen Avatar

Von

Wie bei jedem neuen Buch von Taylor Jenkins Reid konnte ich es kaum erwarten, Atmosphere aufzuschlagen. Vor dem Lesen entferne ich grundsätzlich den Schutzumschlag und habe ich mich bereits vor dem Lesen in das wunderschöne Äußere unter dem Umschlag verliebt.

Bereits das erste Kapitel zieht einen mit voller Wucht in die Geschichte hinein. Ohne Vorwarnung wird man mitten in eine dramatische Katastrophe geschleudert. Die Autorin verzichtet auf lange Vorrede – stattdessen beginnt Atmosphere mit einem intensiven, beunruhigenden Szenario, das sofort Spannung aufbaut. Kurz darauf springt die Handlung ins Jahr 1980 zurück, und wir beginnen, die Geschichte vor der Katastrophe zu entdecken. In all ihren komplexen, emotionalen und gesellschaftlichen Facetten.

Im Zentrum des Romans steht Joan Goodwin – eine brillante Astrophysikerin, die sich 1980 für das Space-Shuttle-Programm der NASA bewirbt. Von Kindesbeinen an vom Weltall fasziniert, verfolgt Joan ihren Traum mit bemerkenswerter Zielstrebigkeit. Doch Atmosphere ist weit mehr als eine Geschichte über Wissenschaft oder Raumfahrt. Es ist eine Hommage an starke Frauen in einer von Männern dominierten Welt – an Intelligenz, Willenskraft und Selbstbestimmung.
Besonders beeindruckt hat mich, wie deutlich Taylor Jenkins Reid die Diskrepanz zwischen dem Können der weiblichen Protagonistinnen und der gesellschaftlichen Wahrnehmung darstellt. Obwohl Joan und ihre Kolleginnen den Männern an Intellekt und Fachwissen oft überlegen sind, werden sie mit herablassenden Kommentaren, Sexismus und strukturellen Hürden konfrontiert.
Was Taylor Jenkins Reid immer wieder schafft Ist die Gestaltung vielschichtiger, glaubhafter Figuren. Joan ist keine makellose Heldin, sondern eine Frau mit Zweifeln, Hoffnungen und tiefen Emotionen. Durch psychologische Einblicke wird sie greifbar, nahbar, menschlich. Auch die Nebenfiguren, von Kolleginnen bis zu Joans Familie, erhalten Tiefe, Ecken und Kanten. Es ist diese Charakterarbeit, die mich an Reid's Büchern immer wieder begeistert.
In Atmosphere findet Joan nicht nur ihren Platz unter den Sternen, sondern auch die Liebe. Unerwartet und lebensverändernd.

Obwohl das Thema „Weltraum“ für mich persönlich nicht zu den spannendsten gehört, gerade die sehr technischen Details rund um das Training, die Raumfahrttechnik oder NASA-Abläufe haben mich nicht immer gepackt, tut das meiner Begeisterung für das Buch keinen Abbruch. Das liegt vor allem daran, wie stark und berührend die eigentlichen Kernthemen umgesetzt wurden.

Atmosphere ist ein weiteres gelungenes Werk von Taylor Jenkins Reid, das ich, trotz meines eher verhaltenen Interesses am Thema Raumfahrt, mit großer Freude gelesen habe. Es ist kraftvoll, klug und zutiefst menschlich. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.