Raum für Joan – Eine Frau zwischen NASA, Normen und Neuanfang

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
reishimura Avatar

Von

Die Autorin Taylor Jenkins Reid ist keine Unbekannte, sondern ganz im Gegenteil sehr berühmt. Ihre Bücher verkaufen sich weltweit unfassbar gut und werden in unzählige Sprachen übersetzt. Bis mir dieses Buch empfohlen wurde, habe ich noch nie etwas von der Autorin gehört. Allerdings kann ich jetzt behaupten, dass mir nicht nur ihr Name ein Begriff ist, sondern, dass ich auch verfolgen werde, wann sie wieder ein Buch veröffentlicht. Denn mit diesem Buch hat sie mich wirklich begeistert.
Mir ist bewusst, dass die komplette Handlung der Geschichte fiktional ist und so im wirklichen Leben nie stattgefunden hat. Trotzdem hat die Autorin so viele historische Elemente einfließen lassen und sich in vielen Dingen an reale Ereignisse angelehnt, dass man das Gefühl hat, dies sei alles einmal wirklich passiert. Möglicherweise ist es das auch, vielleicht nicht alles exakt so, aber so ähnlich.
Für meinen Geschmack hätte das Thema Weltall, Raumfahrt und NASA noch einen viel höheren Stellenwert in dem Buch bekommen können. Besonders der wissenschaftliche Anteil der Geschichte hätte gerne mehr Raum einnehmen können. Die Autorin erwähnt aber bereits im Vorwort, dass dies nie ihre Intention war. Sie wollte eine Astronomin als Hauptperson, aber sie wollte das alles, den Weltraum, die NASA, die Space-Shuttles immer nur als Hintergrund. Als Aufhänger für ihre Liebesgeschichte. Daher kann ich Taylor Jenkins Reid eigentlich keinen Vorwurf machen, dass das Thema nicht so dominant war, wie von mir erhofft. Dennoch fließt es in meine Gesamtbewertung ein.
Mit Joan Goodwin hat die Autorin einen unglaublich vielschichtigen und doch sympathischen Charakter erschaffen. Von Beginn an war mir Joan sympathisch und ich habe sie gerne auf ihrem Weg zu sich, ihren Träumen und ihrer großen Liebe begleitet. Es gab einige Stellen, an denen mich Joan zur Weißglut gebracht hat und ich sie am liebsten angeschrien hätte. Ein weiteres Zeichen dafür, wie gut und durchdacht die Handlung und die Charaktere sind.
Es war nervenaufreibend und doch schön zu sehen, wie Joan an ihren Aufgaben und den selbstgesteckten Zielen wächst. Und das alles in einer Zeit, in der Frauen noch nicht die gleichen Chancen hatten wie Männer. Also nicht einmal auf dem Papier die gleichen Chancen, denn ob es heutzutage eine wirkliche Gleichstellung gibt, lasse ich an dieser Stelle einmal unkommentiert.
Man lernt die verschiedenen Seiten von Joan kennen: Die Astronautin, die Teamkollegin, die liebende Tante, die zweifelnde Schwester und die hingebungsvolle Geliebte. Letzteres bringt mich zum Hauptaugenmerk des Buches: Der Liebesgeschichte.
Diese ist meiner Meinung ebenfalls äußerst glaubwürdig und ich konnte die Emotionen zwischen den Zeilen wirklich spüren. Joans große Liebe ist ebenfalls ein durchaus sympathischer und vor allem vielschichtiger Charakter. Durch die äußeren Umstände gestaltet sich die Beziehung der beiden aber als äußerst schwierig. In vielen anderen Büchern haben mich diese Schwierigkeiten oft einmal genervt und ich fand sie als unnötig. Denn oftmals dienen diese Hürden nur dazu künstlich Spannung aufzubauen und die Geschichte ein wenig in die Länge zu ziehen. Dies ist in diesem Buch aber nicht der Fall und dies empfand ich als eine sehr schöne Abwechslung.
Der Schreib- und Erzählstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Er war eine angenehme Mischung aus nüchterner Erzählweise und prosaisch schwärmerischen Elementen. Einige wenige Passagen empfand ich als ein wenig zu schwulstig und langatmig, diese waren aber glücklicherweise in der Minderheit.
Taylor Jenkins Reids Roman hat mich an vielen Stellen überrascht und mich zum Nachdenken angeregt. Die Handlung hat mich gepackt und gefesselt. Das Ende kam mir dann fast ein wenig zu abrupt, jedoch war es ein wohlüberlegtes Ende. Kleinere Abzüge in der Bewertung muss ich aber trotzdem vornehmen, da ich wie bereits erwähnt einen höheren Anteil an wissenschaftlichen Themen erwartet bzw. erhofft hatte.