Ein Debüt, das Lust auf mehr macht.

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goch9 Avatar

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- Ein Buch, erzählt wie von den berühmten Geschichtenerzähler Marokkos. –

Ist es ein Roadtrip-Abenteuer, eine Familiengeschichte, die Suche nach Monas Amezianes Wurzeln, ein gesellschaftlicher Diskurs oder ein Sachbuch über das alte und moderne Marokko?
Eigentlich stellt sich die Frage bei der Lektüre dieses Buches nicht. Denn ich hatte permanent das Gefühl einer jungen Frau gegenüber zu sitzen, die mir ihre Gedanken und Gefühle über ihre beiden Heimaten beschreibt.
Ich habe Frau Ameziane schon oft in der Radiosendung „Stories“ und in ihrem Podcast gehört, wenn sie Gäste interviewt und ich habe den Eindruck, dass sie ihren unterhaltsamen, temperamentvollen Sprachstil ins Buch übernommen hat. Ihr Schreibstil ist leicht und locker, immer wieder gespickt mit Anekdoten über ihren Vater und Basidi. Sie schweift immer mal wieder ab, kommt von „Höcksken auf Stöcksken“, wie man hier am Niederrhein sagt, aber ihr gelingt es, mir ein lebendiges, vielseitiges Bild ihrer beiden Heimaten zu schildern.
Nie kritisierend oder anklagend erzählt sie vom Rassismus in Deutschland und ihrer immer wieder auftretenden Fremdheit in Marokko, von ihren Zweifeln den marokkanischen Wurzeln gerecht zu werden.
Auf ihrem gemeinsamen Weg durch Fés stellt sie ihrem Vater Fragen, die sie sich nie getraut hat zu fragen und nicht nur sie ist erstaunt über mache Antworten. Die Erkenntnis, dass ihr Vater voll integriert, ist in Deutschland, aber nur in Fés der sein kann, der er ist, hat mich tief berührt.
Ich glaube, auch wenn es kein Reiseführer ist, habe ich viel über Marokko gelernt, nicht nur die Schokoladenseite, sondern auch die Lebensweise der Menschen.
Traurig ist, dass die pauschalisierende Berichterstattung (Terroristen marokkanischer Abstammung, Moslems usw.) auch eine junge Frau mit marokkanischen Wurzeln, die regelmäßig ihre Familie in Fès besucht, in Angst und Schrecken versetzt, wenn ihr am Flughafen oder Bahnhof junge, bärtige, nordafrikanisch aussehende Männer begegnen.
Stark daran ist, dass Mona Ameziane diese Schreckmomente zugibt, sich insgeheim dessen schämt, aber trotzdem dazu steht.
Ich denke, Mona hat uns noch viel zu erzählen. Ich freue mich drauf.