Hat Heimat einen Plural?

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Hat Heimat einen Plural?
Mit dieser interessanten Frage umschreibt Mona Ameziane in ihrem Buch die Suche nach ihren marokkanischen Wurzeln. Geboren und aufgewachsen in Deutschland, mit deutscher Mutter und marokkanischem Vater, kennt sie das Heimatland ihres Vaters vorwiegend von der schönen Seite: den Urlauben bei den Großeltern und einem Schuljahr, das sie in einer wohlhabenden marokkanischen Bubble verbrachte.

Sie beschreibt in einem gleichermaßen bildhaften und kurzweiligen Sprachstil ihre Reise zur 'halben' eigenen Herkunft, während der Reise durch Marokko, gemeinsam mit ihrem Vater, zum Geburtsort ihrer Oma. Witzig und mit scharfen Blick auf ihre beiden familiären Hintergründe erzählt sie biografisch und gleichzeitig höchst unterhaltsam. Köstlich beschrieben sind ihre Beobachtungen in den Straßencafés, den Gassen von Medina, der Pfefferminztee-Zeremonie und über das geschickte Verhandeln des Vaters. Für mich klingt das Buch wie ein Liebeslied an die schönen Seiten Marokkos, an die Gemeinschaft und den Umgang der Menschen untereinander und über ihre besonderen Gefühle zu ihren Großeltern (Lalla und Basidi). Durch feinsinnige Reflexion schafft sie es ein Bewusstsein für die Vorzüge beider Kulturen (Marokkos und Deutschlands) aufzuzeichnen.

Aktueller denn je fand ich beim Lesen das Thema Herkunft, Wurzeln, Migrationshintergrund sichtbar gemacht. Wie wichtig ist es doch für die Kinder, starke Eltern zu haben, die den Prozess des Heranwachsens und des Lebens in beiden Kulturen zu begleiten.

Mein Fazit: Ich bedanke mich für den gefühlvollen Einblick in die Besonderheiten der marokkanischen Lebensweise und für das Empfinden einer jungen Frau, die in Deutschland in einer Familie mit zwei Kulturen aufwuchs. Ich war sehr gerne auf dieser besonderen Lesereise dabei.