Wunderbar frisch, mutig und nachdenklich stimmend

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pitty318 Avatar

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Mona Ameziane hat zwei Herkunftsländer, mütterlicherseits ist sie Deutsche und väterlicherseits Marokkanerin. Da sie in Deutschland aufgewachsen ist, war bei Ihr immer eine Sehnsucht danach auch das Herkunftsland ihres Vaters kennenzulernen und besser zu verstehen. In diesem Buch nimmt sie uns mit auf eine Reise nach Marokko. Sie erzählt aber auch von ihren Erfahrungen und Gefühlen in Deutschland als junge Frau mit binationaler Identität.
Sie berichtet von Ihrer marokkanischen Familie, ihren Erlebnissen auf Reisen in Marokko und Begebenheiten von ihrem einjährigen Schüleraufenthalt in Marokko. Ein wesentlicher Punkt ist die Identitätssuche oder -findung. Wer bin ich, wohin gehöre ich und wie sind die beiden Kulturen und die zwei verschiedenen Religionen in einer Familie miteinander vereinbar. Aber auch der Frage wird nachgegangen, wie ist das Fremdbild von Menschen mit „sichtbarem“ oder nicht „sichtbarem“ Migrationshintergrund in Deutschland? Was bedeutet es für das eigene Leben in Deutschland, nach Terrorereignissen gerade die Wurzeln in dem Herkunftsland der Täter zu haben?
Das Buch hat mich interessiert, weil ich gern mehr über Marokko gelernt hätte und auch erfahren wollte, was es bedeutet, einen Teil der Familie in einem weit entfernen, nicht europäischen Land zu haben. Meine Erwartungen sind nicht enttäuscht worden. Mona Ameziane erzählt humorvoll, kurzweilig und sehr persönlich von ihren Erfahrungen und Gedanken zu den angesprochenen Themen. Der Text ist sehr angenehm zu lesen, da die Worte gut gewählt sind und der Schreibstil sehr gut ist. Es ist nie langweilig geworden, obwohl es kein Roman ist. Mit viel Selbstironie und einem hohen Reflexionsvermögen hat sie mich mitgenommen in ihre Lebenswelt.
Was das Buch für mich zu einem besonderen Leseerlebnis gemacht hat, sind Mona Amezianes präzise Gefühlsbeschreibungen. Sie hat eine sehr bildhafte Sprache und trifft genau die richtigen Worte. Das Buch hat mich sehr bewegt und meine eigene Sichtweise überdenken lassen. Es hat mir aber auch Argumente gegeben mit denen ich mich besser blinden Anfeindungen und Fremdenhass gegenüber gewappnet fühle. Auf der anderen Seite hätte ich sehr gern noch mehr über Marokko und die Menschen dort erfahren und war etwas traurig als das Buch zu Ende war.