Schön gestaltet mit einem tollen Konzept, das leider inhaltlich nicht aufgeht
In diesem Buch reisen wir zu 14 alten Kulturen rund um den Globus, von der Steinzeit bis ins Mittelalter. Jedem Aufenthalt sind zwei Doppelseiten gewidmet: auf der ersten erhalten wir einen Überblick über Begebenheiten, Lebensgewohnheiten und Eigenheiten der vorgestellten Zivilisation, auf der zweiten dann konkrete archäologische Fundstücke (50 insgesamt), aus der sich diese Rückschlüsse ziehen lassen.
Das Konzept des Buches hat mich sofort gecatcht, soll doch Geschichte „neu erzählt“ werden, weshalb ich mir frische Erkenntnisse erhoffte auf einem Wissenszweig, der auf mich immer verstaubt und langweilig wirkte.
Außerdem ist Haptik und Optik des großformatigen Druckwerkes außen wie innen sehr ansprechend, vor allem die Farbwahl begeistert mich: bunt, aber nicht zu knallig, und immer wieder – den unterschiedlichen Kulturen entsprechend – anders. Auf den Bildern gibt es viele liebevolle Details zu entdecken, farbliche Abgrenzungen schaffen Übersicht.
Doch obwohl ich und mein 7jähriges „Testkind“ gerne bei den Illustrationen verweilten, hat es uns textlich nicht überzeugen können. Beim Vorlesen fiel mir schnell auf, dass sowohl Titel als auch Untertitel den Großteil des knappen Begleittextes zusammenfassen und somit wirken wie „wiedergekäut“ (In Çatalhöyük herrschte Gleichberechtigung / In der jungsteinzeitlichen Stadt Çatalhöyük waren Männer und Frauen gleich / Vielleicht denkst du, dass die Gleichstellung der Geschlechter ein modernes Konzept ist, dabei gab es bereits vor etwa 9000 Jahren Jäger- und Sammlergruppen ihr Nomadenleben auf und schufen in Çatalhöyük eine Gesellschaft, in der Männer und Frauen den gleichen Platz einnahmen. S. 14) Sogar meine sonst nicht so sprachsensible Tochter beschwerte sich irgendwann über die Wiederholungen („Das weiß ich doch schon, Mama!“) Erschwerend kommt aber dazu, dass diese redundanten Behauptungen nicht mit beweisstarken Argumenten unterfüttert werden. Die Fundstücke sollen zwar Erklärungen liefern, tun dies aber oft nur sehr oberflächlich. In Çatalhöyük z.B. war bei Frauen und Männern Ernährung, Bestattung, bildliche Darstellung und Aufenthalt in geschlossenen Räumen gleich – das sind prinzipiell interessante Fakten, aber genügt es schon aus, die komplette Gesellschaft als „gleichberechtigt“ zu kennzeichnen? Noch schwächer wirken die Argumente bei den Thule, die hier ebenfalls als gleichberechtigt bezeichnet werden, doch die Objekte erzählen rein gar nichts davon: da werden Harpunen genannt und dass Thule-Familien als Team zusammengearbeitet haben müssen, doch das können, ganz pragmatisch betrachtet, ja auch Männer-Teams gewesen sein (?!) Also mir zumindest erschließt sich der Zusammenhang zwischen Harpunen und Geschlechtergleichstellung nicht wirklich.
Des Weiteren werden mehrere Kulturen als nachhaltig und naturnah bezeichnet, was ich direkt schon als Werbe-Gag empfinde, denn was hätten sie damals – in einer Zeit vor der Industrialisierung, ohne Plastik, ohne Autos, ohne Elektrizität – auch Anderes sein sollen?! Da wäre es meiner Meinung schlauer gewesen, sich zu fragen: warum ist es heute nicht mehr so? Wollen wir wieder Plumpsklos, Ochsenkarren, Tauschhandel? Und wenn nicht: wie könnten wir gleichzeitig vorwärtsgerichtet und nachhaltig leben?
Dieses Buch liefert eine Fülle an prinzipiell spannenden Informationen, deren Interpretation jedoch ganz ähnlich kurz greift wie die frühere Geschichtsschreibung (als die Helden immer männlich waren), welche hier kritisiert wird. Es will dazu anregen, unsere patriarchal geprägte Sicht auf antike Zivilisationen zu hinterfragen, doch das geschieht in erster Linie, indem inflationär mit Begriffen wie Gleichstellung, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Toleranz um sich geworfen wird, es mangelt jedoch an harten Fakten und nachvollziehbaren Argumentationsketten.
So bleibt „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ inhaltlich leider deutlich hinter meinen (elterlichen) Erwartungen zurück. Außerdem hätte ich mir eine Weltkarte gewünscht, in der die genannten Ortschaften und Gebiete (die heute oft anders heißen) gekennzeichnet sind, sowie Hinweise zur Aussprache der Namen – ja, lacht nur, aber ich mag es nicht, beim Vorlesen ständig über Zungenbrecher wie Ngiyampaa und Kwih-dich-chuh-ahtx zu stolpern. Es fallen auch viele andere komplizierte Wörter und Fachbegriffe (Osteoarchälogen, Luftzirkulation, Kolonialregierung, Röntgenfluoreszenanalyse,…), die ein flüssiges Lesen erschweren (man bedenke auch die angegebene Altersempfehlung ab 7 Jahren, sprich: Leseanfänger!) wobei das Fachgedöns glücklicherweise in einem Glossar erklärt wird.
Meine Tochter war von einigen Beschreibungen und Bildern durchaus beeindruckt, weshalb ich meine Sternebewertung von 3 auf 4 aufrunde, allerdings war auch sie von dem Buch nicht so nachhaltig gefesselt und begeistert wie erhofft.
Das Konzept des Buches hat mich sofort gecatcht, soll doch Geschichte „neu erzählt“ werden, weshalb ich mir frische Erkenntnisse erhoffte auf einem Wissenszweig, der auf mich immer verstaubt und langweilig wirkte.
Außerdem ist Haptik und Optik des großformatigen Druckwerkes außen wie innen sehr ansprechend, vor allem die Farbwahl begeistert mich: bunt, aber nicht zu knallig, und immer wieder – den unterschiedlichen Kulturen entsprechend – anders. Auf den Bildern gibt es viele liebevolle Details zu entdecken, farbliche Abgrenzungen schaffen Übersicht.
Doch obwohl ich und mein 7jähriges „Testkind“ gerne bei den Illustrationen verweilten, hat es uns textlich nicht überzeugen können. Beim Vorlesen fiel mir schnell auf, dass sowohl Titel als auch Untertitel den Großteil des knappen Begleittextes zusammenfassen und somit wirken wie „wiedergekäut“ (In Çatalhöyük herrschte Gleichberechtigung / In der jungsteinzeitlichen Stadt Çatalhöyük waren Männer und Frauen gleich / Vielleicht denkst du, dass die Gleichstellung der Geschlechter ein modernes Konzept ist, dabei gab es bereits vor etwa 9000 Jahren Jäger- und Sammlergruppen ihr Nomadenleben auf und schufen in Çatalhöyük eine Gesellschaft, in der Männer und Frauen den gleichen Platz einnahmen. S. 14) Sogar meine sonst nicht so sprachsensible Tochter beschwerte sich irgendwann über die Wiederholungen („Das weiß ich doch schon, Mama!“) Erschwerend kommt aber dazu, dass diese redundanten Behauptungen nicht mit beweisstarken Argumenten unterfüttert werden. Die Fundstücke sollen zwar Erklärungen liefern, tun dies aber oft nur sehr oberflächlich. In Çatalhöyük z.B. war bei Frauen und Männern Ernährung, Bestattung, bildliche Darstellung und Aufenthalt in geschlossenen Räumen gleich – das sind prinzipiell interessante Fakten, aber genügt es schon aus, die komplette Gesellschaft als „gleichberechtigt“ zu kennzeichnen? Noch schwächer wirken die Argumente bei den Thule, die hier ebenfalls als gleichberechtigt bezeichnet werden, doch die Objekte erzählen rein gar nichts davon: da werden Harpunen genannt und dass Thule-Familien als Team zusammengearbeitet haben müssen, doch das können, ganz pragmatisch betrachtet, ja auch Männer-Teams gewesen sein (?!) Also mir zumindest erschließt sich der Zusammenhang zwischen Harpunen und Geschlechtergleichstellung nicht wirklich.
Des Weiteren werden mehrere Kulturen als nachhaltig und naturnah bezeichnet, was ich direkt schon als Werbe-Gag empfinde, denn was hätten sie damals – in einer Zeit vor der Industrialisierung, ohne Plastik, ohne Autos, ohne Elektrizität – auch Anderes sein sollen?! Da wäre es meiner Meinung schlauer gewesen, sich zu fragen: warum ist es heute nicht mehr so? Wollen wir wieder Plumpsklos, Ochsenkarren, Tauschhandel? Und wenn nicht: wie könnten wir gleichzeitig vorwärtsgerichtet und nachhaltig leben?
Dieses Buch liefert eine Fülle an prinzipiell spannenden Informationen, deren Interpretation jedoch ganz ähnlich kurz greift wie die frühere Geschichtsschreibung (als die Helden immer männlich waren), welche hier kritisiert wird. Es will dazu anregen, unsere patriarchal geprägte Sicht auf antike Zivilisationen zu hinterfragen, doch das geschieht in erster Linie, indem inflationär mit Begriffen wie Gleichstellung, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Toleranz um sich geworfen wird, es mangelt jedoch an harten Fakten und nachvollziehbaren Argumentationsketten.
So bleibt „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ inhaltlich leider deutlich hinter meinen (elterlichen) Erwartungen zurück. Außerdem hätte ich mir eine Weltkarte gewünscht, in der die genannten Ortschaften und Gebiete (die heute oft anders heißen) gekennzeichnet sind, sowie Hinweise zur Aussprache der Namen – ja, lacht nur, aber ich mag es nicht, beim Vorlesen ständig über Zungenbrecher wie Ngiyampaa und Kwih-dich-chuh-ahtx zu stolpern. Es fallen auch viele andere komplizierte Wörter und Fachbegriffe (Osteoarchälogen, Luftzirkulation, Kolonialregierung, Röntgenfluoreszenanalyse,…), die ein flüssiges Lesen erschweren (man bedenke auch die angegebene Altersempfehlung ab 7 Jahren, sprich: Leseanfänger!) wobei das Fachgedöns glücklicherweise in einem Glossar erklärt wird.
Meine Tochter war von einigen Beschreibungen und Bildern durchaus beeindruckt, weshalb ich meine Sternebewertung von 3 auf 4 aufrunde, allerdings war auch sie von dem Buch nicht so nachhaltig gefesselt und begeistert wie erhofft.