Geburtshilfe und medizinische Versorgung während des Ersten Weltkriegs

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Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Berlin 1917: Edith, Margot und Luise könnten unterschiedlicher nicht sein, als sie sich bei der Hebammenausbildung kennenlernen. Was sie jedoch verbindet, ist ihr Wunsch nach Freiheit und Selbständigkeit – als Flucht vor dem dominanten Vater, vor der Armut der Großfamilie oder den Schatten der Vergangenheit. In einer Zeit, in der die Welt im Kriegs-Chaos versinkt, ist die Sehnsucht nach Frieden genauso groß wie das Elend, mit dem die drei Frauen täglich konfrontiert sind. Aber sie geben nicht auf, denn sie wissen, dass sie jeden Tag aufs Neue die Chance haben, Leben zu schenken …

Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Hinter Linda Winterberg verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus und begann im Kindesalter erste Geschichten zu schreiben, ganz besonders zu Weihnachten, was sie schon immer liebte. In der Aufbau Verlagsgruppe liegen von ihr die Romane „Das Haus der verlorenen Kinder“, „Solange die Hoffnung uns gehört“, "Unsere Tage am Ende des Sees", „Die verlorene Schwester“, „Für immer Weihnachten“ sowie der erste Teil der Hebammen-Saga „Aufbruch in ein neues Leben“ vor.

Allgemeines
Erster Teil einer Trilogie
Erschienen am 12. Juli 2019 im Aufbau Verlag als TB mit 400 Seiten
Gliederung: 41 Kapitel – Nachwort – Danksagung
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Neukölln, 1917 – 1918

Inhalt
Im Zentrum des Geschehens stehen drei junge Frauen unterschiedlicher Herkunft, die im Jahr 1917 die neugegründete Lehranstalt für Hebammen besuchen möchten. Luise ist als Waise bei ihrer Großmutter, einer Hebamme, auf dem Land aufgewachsen und möchte später in deren Fußstapfen treten. Margot stammt aus einfachsten Verhältnissen und will durch eine qualifizierte Ausbildung ihr Los und das ihrer Familie nach dem „Heldentod“ ihres Vaters verbessern. Edith ist die Tochter eines reichen Unternehmers, sie möchte sich von ihrer versnobten Familie unabhängig machen und ihr Leben durch eine sinnvolle Tätigkeit bereichern. Die drei Frauen freunden sich an und erleben während ihrer Ausbildungszeit viele freudige Momente, aber auch sehr viel Leid.

Beurteilung
Die Handlung des Romans spielt vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, diese Thematik spielt neben der Darstellung der systematischen Ausbildung und Tätigkeit als Hebamme eine wichtige Rolle.
Die Arbeit der Hebammen (und Ärzte) in der Klinik und auch bei der Fürsorge für die jungen Mütter ist vom kriegsbedingten Mangel am Nötigsten überschattet. Viele Familien haben nicht genug zu essen, es mangelt außerdem an warmer Kleidung, Säuglingsausstattungen und Medikamenten. Viele Frauen müssen ihre Kinderschar allein durchbringen, nachdem der Ehemann im Krieg gefallen ist. Andere Frauen sind in Not geraten, nachdem sie unverheiratet schwanger wurden.
Die Autorin schildert sehr eindringlich das Leid, das auch die Zivilbevölkerung während der Kriegsjahre durchmachen muss. Die Sterblichkeit unter den Säuglingen liegt aufgrund der kriegsbedingten Umstände bei gut 18 %; im Jahr 1918 kommt es zur Pandemie der Spanischen Grippe, die viele weitere Leben kostet.
Auch die politische Situation im Land wird beleuchtet, immer mehr Menschen sind des sinnlosen Krieges überdrüssig und wünschen eine Abdankung des Kaisers und die Errichtung einer Republik. Wer sich den Spartakisten anschließt, gilt jedoch als Revolutionär und lebt gefährlich.
Der Roman ist realitätsnah gehalten, dazu gehört auch, dass es für viele Menschen kein glückliches Ende gibt und der Leser sich von ihm ans Herz gewachsenen Romanfiguren verabschieden muss.
Die Charaktere der drei Protagonistinnen sind gründlich und individuell ausgearbeitet, man kann sich gut in ihre jeweilige Situation hineinversetzen.
Der Sprachstil ist flüssig und anschaulich, jedoch stellenweise etwas zu schwülstig und gefühlsüberfrachtet.
Ein kurzes, aber informatives Nachwort rundet den Roman ab.

Fazit
Ein lesenswerter Roman, der eindrücklich das Leben und Leid der Zivilbevölkerung während des Ersten Weltkriegs schildert, wobei besonderes Augenmerk auf die Geburtshilfe und medizinische Versorgung von Müttern und ihren Neugeborenen gelegt wird!