Gut geschrieben, interessante Geschichte - aber nicht sonderlich mitreißend

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mei.ke Avatar

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Das Cover gefällt mir gut. Im Hintergrund erkennt man einen im Aquarellstil gezeichnet Himmel. Im Vordergrund stehen 4 junge Frauen mit schwarzen Badeanzügen sprungbereit an der Kante des Schwimmbeckens - und zugleich auch am unteren Rand des Buches. Sie strahlen Willensstärke und positive Energie aus und scheinen motiviert zu sein, sich gleich ins kühle Nass zu stürzen (oder in die ersten Seiten des Romans;-).
Dieses Buch widmet sich einem Kapitel der Geschichte der Frauen - nämlich den Ersten Olympischen Frauenspielen 1922 in Paris. Folglich ist das Cover thematisch passend.

Auch Alice Milliats Charakter zeugt von einer enormen Willensstärke. Der Roman widmet sich ihren verschiedenen Lebensabschnitten und wie und warum sie sich dafür einsetzte, dass auch Frauen Leistungssport betreiben dürfen; unter anderem mit der Gründung eines Frauensportverbands.
Durch die historischen Rückblicke ins frühe 20. Jahrhundert wird schnell deutlich wie ungerecht und vorsintflutlich die Ansichten in Bezug auf "weibliche Leibesertüchtigung" in Europa damals waren.
Der geschichtliche Hintergrund ist es auch, der mich am meisten überzeugte.

Der Schreibstil von Lena Johannson ist sehr flüssig und angenehm; das Buch las sich in wenigen Stunden. Dennoch bin ich mit dem Hauptcharakter - Alice Milliat - nicht so recht warm geworden. Wie es scheint war sie ein sehr ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch, und so handelte ein Großteil des Buches von ihren Meilensteinen und Arbeitsschritten; von ihrem Fleiß und Durchhaltevermögen. Manchmal wirkt sie fast übermenschlich - damit konnte ich mich nur schwer identifizieren.

Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, auch solchen geschichtlichen Meilensteinen - die ganz klar zu den *Sternstunden der Frauen* gehören, eine Bühne zu geben. Das ist der Autorin gelungen.