Mut, Ehrgeiz und ein bisschen zu viel Herz

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mauz1989 Avatar

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Lena Johannson erzählt in „Aufgeben können die anderen“ die Geschichte von Alice, einer leidenschaftlichen Schwimmerin im Paris des Jahres 1918. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs findet Alice im Wasser Halt und neue Kraft. Doch in einer Zeit, in der weiblicher Leistungssport noch immer verpönt ist, muss sie nicht nur gegen gesellschaftliche Vorurteile, sondern auch gegen die Ignoranz der Sportfunktionäre kämpfen. Ihr Traum ist ehrgeizig: Frauen sollen bei den Olympischen Spielen 1920 endlich gleichberechtigt antreten dürfen. Mit viel Mut und Durchhaltevermögen gründet sie einen Frauensportverband und erhält schließlich Unterstützung aus unerwarteter Richtung.

Das Buch bietet spannende Einblicke in die Anfänge des Frauensports und in die Geschichte der Olympischen Spiele. Besonders interessant ist, wie die Autorin zeigt, dass der sportliche Fortschritt eng mit gesellschaftlichen Veränderungen verbunden ist. Man bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie schwer es Frauen damals hatten, für ihre sportlichen Rechte zu kämpfen, und wie internationale Bewegungen dabei eine wichtige Rolle spielten.

Allerdings hat mich die Hauptfigur Alice persönlich nicht immer überzeugt. Über weite Teile des Romans dreht sich vieles um ihr Gefühlschaos und ihre komplizierte Beziehung zu einem Mann. Dieses Hin und Her wirkt oft übertrieben und nimmt der ansonsten starken und inspirierenden Geschichte etwas von ihrer Tiefe. Das ständige emotionale Drama war für mich schwer nachvollziehbar und manchmal einfach nur anstrengend.

Trotzdem ist „Aufgeben können die anderen“ insgesamt ein lesenswertes Buch, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie hart Frauen um Anerkennung und Gleichberechtigung im Sport kämpfen mussten. Wer sich für historische Themen, starke Frauengeschichten und die Entwicklung des Sports interessiert, wird hier sicher fündig – auch wenn die Heldin selbst nicht immer ganz sympathisch wirkt.