Idylle mit Vorahnung

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Schon der Auftakt hat mich gepackt. Ein kühler, sachlicher Prolog, der die Nüchternheit eines Obduktionsraums atmet, und dann dieser sanfte Schnitt zu einer warmen, lichtdurchfluteten Morgenstimmung. Die Leseprobe fängt das Leben im Wald und zu Hause mit einer Leichtigkeit ein, die zugleich sinnlich und präzise wirkt. Sonnenlicht, Vogelrufe, das forsche Temperament eines jungen Hundes, kleine Routinen zwischen Felix, Sarah und Emilia. Alles scheint im Gleichgewicht, doch genau darin liegt die Spannung. Man spürt, dass diese Idylle nicht von Dauer sein wird.
Der Kontrast zwischen harmonischem Familienleben und der Härte des Prologs hält mich sofort bei der Stange. Ich bin neugierig, wie Felix’ berufliche Ambitionen und private Gewissheiten ins Wanken geraten werden und ob er selbst mehr mit der angedeuteten Katastrophe zu tun hat, als er ahnt.
Die Sprache hat mir besonders gefallen. Sie verbindet atmosphärische Naturbilder mit scharfen Milieubeobachtungen, sodass sowohl Ruhe als auch unterschwellige Unruhe spürbar werden. Die Figuren wirken schon jetzt mehrdimensional, mit eigenen Wünschen, kleinen Spannungen und unausgesprochenen Erwartungen.
Für mich wirkt die Geschichte wie ein Versprechen. Ein leiser, aber unaufhaltsamer Sog, der von der hellen Oberfläche hin zu den Schatten darunter führt. Genau die Mischung, die mich weiterlesen lässt.