Macht, Moral und Medien - ein Roman am Puls der Zeit

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Schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass dieses Buch kein typischer Karriereroman ist, sondern vielschichtiger und aktueller, als ich es erwartet hatte. Peter Huth nimmt uns mit in die Welt des Journalismus, in der Ambitionen, Macht und Eitelkeit ständig miteinander ringen.
Im Mittelpunkt steht Felix Licht, ein erfahrener Journalist, der fest davon ausgeht, nun endlich den Posten des Chefredakteurs zu bekommen, die Krönung seiner langen Laufbahn. Doch die Ernennung trifft nicht ihn, sondern Zoe Rauch. Jung, People of Colour, klug, ehrgeizig und ausgerechnet die Frau, die er vor Jahren selbst ausgebildet hat und nie ganz vergessen konnte. Allein dieser Konflikt trägt schon eine enorme Spannung in sich, die das Buch von Anfang an vorantreibt.
Besonders fasziniert hat mich, wie Peter Huth die Figuren zeichnet. Keiner bleibt oberflächlich oder in Klischees stecken. Felix ist ehrgeizig, verletzlich, manchmal unangenehm und gerade deshalb so menschlich. Zoe wirkt entschlossen und modern, hat aber ebenso ihre Zweifel. Auch die Nebenfiguren, wie Verleger Christian Berg und seine Frau Charlotte, bekommen Tiefe und Eigenheiten, die sie glaubwürdig machen.
Das Buch lebt davon, dass es aktuelle Debatten aufgreift: Rassismus, Feminismus, Klimaproteste, Social Media und die Kluft zwischen Print und Online. Manchmal ertappte ich mich beim Kopfnicken, manchmal beim Stirnrunzeln. Genau das macht für mich gute Literatur aus, dass sie provoziert und zum Nachdenken zwingt.
Der Schreibstil ist flüssig, präzise, dabei aber nie trocken. Viele Szenen haben mich regelrecht durch die Seiten getragen, und trotzdem bleibt Raum für leise Zwischentöne. Besonders gelungen finde ich den Aufbau mit Prolog und Epilog. Anfangs hatte ich den Einstieg fast vergessen, doch am Ende schließt sich der Kreis auf eine Weise, die mich beeindruckt hat.
„Aufsteiger“ ist ein packender, intelligenter Roman, der viel mehr bietet als eine interne Redaktionsintrige. Er erzählt von Macht und Moral, von Niederlagen und Neuanfängen und trifft dabei sehr genau den Nerv unserer Zeit. Ein Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.