Meinungsmache im Wandel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
sometimeswonderland Avatar

Von

Manchmal gibt es Videos, die einen ganz klaren Sachverhalt völlig verkehrt herum darstellen. Ich schaue den Inhalt und denke mir: Das fühlt sich völlig falsch an. Beispielsweise werden Frauen oft gecatcalled, doch dann schaue ich ein Video, wie ein Mann gecatcalled wird. Es soll aufweisen, wie unnatürlich sich eine Situation anfühlt, die man jahrelang auf eine bestimmte Weise getan hat. Und genau so hat sich Peter Huths Roman für mich angefühlt. Da kommt eine schwarze Frau an die Spitze eines Verlags und der weiße Mann klagt. Er klagt wegen ungerechter Behandlung. Er klagt, weil er nur wegen seiner Hautfarbe und seines Alters nicht an die Spitze befördert wurde. Sollte darüber überhaupt debattiert werden? Ehrlich gesagt, bin ich am Ende des Buches nicht schlauer.

Huth bringt Diskussionen wie "Diskriminierung" und "Transsexualität" mit klaren Worten auf den Punkt und versucht dies auch mit anderen gesellschaftskritischen Themen. Dabei fehlte mir die Aktualität des Buches, denn auch "Klimakleber", "Indianer" und "Windräder" nahmen viel Platz im Buch ein. Dies mag 2022 - in dem Jahr spielt das Buch - noch aktuell gewesen sein, aber in 2025 sind wir über die Themen weit hinaus.

Huth bringt viele Meinungsmacher in sein Buch ein. Wie wir es aus dem Internet gewöhnt sind, will jeder davon seine Sichtweise durchbringen. Gerade die Feministin Zoe Rauch - neue Chefredakteurin - stößt auf sehr viel Gegenwind und scheint mit ihrer "woken" Art anzuecken. Ein ewiger Kampf. (Hallo Milram-Käse). Der Roman zeigt klug auf, welche Parteien kämpfen und wie Stimmungsmache funktioniert.

Letzten Endes bin ich mir jedoch unsicher, ob Huth selbst für oder gegen Veränderung ist. Sein Roman hat mich oft zum Überdenken einiger heutiger Meinungen gebracht. Das Buch zu beenden lies mich etwas leer zurück. Ich musste erst überdenken, was die Botschaft ist. Ob ich gerade einen gewaltigen Epos oder ein standardisiertes weißes Gedankengut gelesen habe. Der Inhalt war spannend, flüssig zu lesen und ich spreche eine Empfehlung dafür aus - einfach um sich und das gesellschaftliche Denken zu reflektieren.