Labyrinth

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clematis Avatar

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Kurz vor Weihnachten wird Psychologin Judith Harper ermordet aufgefunden, verschwindet Anwalt Nathan Lawson spurlos mit einer uralten Akte, stürzt sich ein Obdachloser vom Dach eines Hochhauses. Hat der Penner zuvor die Brieftaschen von Harper und Lawson gestohlen, gibt es irgendwelche Zusammenhänge zwischen diesen Vorfällen? Und woher stammt die Aufnahme mit dem bekannten Satz: „I didn´t shoot anybody, no sir!“?

Für Sergent-Detective Victor Lessard und seine Partnerin Jacinthe Taillon beginnt ein schwieriger Fall, der manipulative Psychologie und ein Stück amerikanischer Geschichte behandelt.

Martin Michaud versteht es großartig, mit seinem Schreibstil zu fesseln und den Leser durch diesen interessanten Kriminalfall zu führen, auch wenn der Anfang ein wenig verwirrend ist mit den vielen verschiedenen Personen und Schauplätzen, die kaum einen Zusammenhang erkennen lassen. Jedes Kapitel für sich ist spannend und weckt Neugier auf das nächste, nach und nach kristallisieren sich Puzzleteile heraus, die tief in die Vergangenheit reichen und mit Verbrechen in der Gegenwart in Verbindung stehen.

Besonders gelungen sind die Profile aller Figuren, insbesondere von Lessard und Taillon, die sehr authentisch wirken und dem Leser das Gefühl geben, direkt bei Besprechungen im Büro oder bei Fahrten im wild gesteuerten Crown Victoria dabei zu sein. Stets ist der Leser ganz nah dran am Geschehen, bei Überlegungen, die nicht immer den Dienstvorschriften entsprechen, aber Denkanstöße liefern und Ansatzpunkte, um irgendwie voranzukommen. So schleppt Lessard seine ganz persönliche Vergangenheit mit sich, private Details fließen informativ und passend in die Handlung mit ein, aber niemals stören diese Ausführungen den Ablauf der Ermittlungen, sondern ergänzen diese durch auflockernde Szenen.

Vielleicht nicht durchgehend auf höchstem Spannungsniveau, aber dennoch mit vielen interessanten Themen durchsetzt, bietet dieser Thriller profunde Unterhaltung bis zum gut durchdachten Ende. Alle angeschnittenen Themen sind ausgezeichnet recherchiert und laufen zu einem logischen Gesamtbild zusammen.

Somit hebt sich dieser erste Band aus der Reihe „Victor Lessard ermittelt“ wohltuend von der breiten Masse ab und bietet außergewöhnliche Lesestunden.