Kabarett meets Science - leider etwas einseitig

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melb2508 Avatar

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Science Busters ist eine österreichische Kabarett Gruppe aus Wissenschaftlern, die Wissenschaft humorvoll erklären. Vor dem Lesen des Buches war mir das nicht bekannt - und ich denke, ich muss mir echt mal eine Show der Gruppe anschauen. Denn - streckenweise liest sich das Buch auf jeden Fall sehr lustig und lebendig. Der Lesende wird regelmäßig direkt angesprochen mit Floskeln wie "gern geschehen" und ähnlichem.
Das Thema dieses Buches ist das Ende von so ziemlich allem - des Universums, der Menschheit - dazu noch ein Vorspiel im Himmel und ein Nachspiel in der Hölle. Die Gruppe geht wohl ab Oktober 2025 auf Tournee und ich vermute, die Themen des Buches werden (mit) eine Rolle spielen.
Anfangs funktionierte der frech-ironische Ton sehr gut bei mir und ich habe mich beim Lesen amüsiert. Ab etwa dem 2. Drittel wurde es dann anstrengend mit dem Lesen. Was mich am meisten gestört hat, waren die ständigen ziemlich belehrenden Vorwürfe in Richtung Politik. Hier spricht die Autorengruppe nicht nur die österreichischen, sondern auch die deutschen Politiker an und moniert diverse Entscheidungen oder Dinge, die im Wahlkampf gesagt wurden. Auch der US-amerikanische Präsident Trump ist ganz klar für die Gruppe eine Person, über die man sich echauffieren muss. Selbst wenn ich oft mit ihnen überein stimme, war es beim Lesen störend. Ich glaube, ich habe einfach weniger Kabarett und mehr Wissenschaft erwartet und das hat mich dann etwas genervt.
Das Buch wirkt wie ein Sachbuch über wissenschaftliche Themen, die Modernität in der Sprache und Herangehensweise an die Themen habe ich auf jeden Fall erwartet (das Cover ist da eindeutig). Wer aber die Science Busters nicht kennt, wie ich, denkt nicht an Kabarett und den politischen Bezug. Und dieser war mir hier eindeutig zu stark vorhanden - und vor allem zu einseitig. Auch bei Kabarett mag ich es - wie in der Wissenschaft! - wenn Kritik nicht nur in eine Richtung geht.
Zudem waren die Passagen über die Covid 19 Pandemie für mich schwer zu lesen. Die Gruppe schreibt recht arrogant über Menschen, die die "Maßnahmen zum Schutz aller" nicht einhalten wollten, dabei ist längst belegt, dass vieles sehr übertrieben wurde. Meine Kinder haben stundenlang Masken im Unterricht tragen müssen, in BaWü hatten wir monatelang FFP2 Maskenpflicht, sie litten unter Ausschlägen und Atemproblemen. Das hatte nichts mit Schutz zu tun, das war Schikane. Wenn man das heute noch ignoriert und es so darstellt, als wären Maskenverweigerer problematisch, ist das nur ein Beispiel, wie einseitig die Autoren hier vorgegangen sind.
In den beschriebenen Wissenschaftsgebieten bin ich absolut nicht tief drin, aber da ich die Autoren bei Corona als zu einseitig gelesen habe, habe ich leider begonnen, auch anderen ihrer Thesen nicht ganz zu trauen und das macht mir das Buch und seine Message(s) dann leider nicht ganz so sympathisch.
Daher von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.