Interessante, ehrliche Frauengeschichte, die einige Längen hat

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daemonin Avatar

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Ich liebe historische Romane, besonders, wenn in ihrem Zentrum Geschichten von Frauen stehen. Es ist sehr inspirierend für mich ihre Lebensgeschichte mitzuverfolgen, aus ihren Fehlern lernen zu dürfen und ich fühle mich immer inspiriert etwas mehr zu mir selbst zu stehen.

Alessandra wächst in der Nähe von Rom, in einem kleinen, dunklen Mehrfamilienhaus auf. Die Männer sind die meiste Zeit auf der Arbeit, weshalb sie hauptsächlich von Frauen umgeben ist: den Nonnen im Hof, der Hausdame Sista, den anderen Mädchen im Haus, ihrer Mutter...
Als Leser steigt man genau an dieser Stelle ein. Man begleitet Alessandras eher tristen und doch sehr eindringlich geschilderten Alltag, lernt mit ihr langsam die Welt der Erwachsenen kennen und die Rolle, in welche die Frau von der Gesellschaft täglich gepresst wird. Gleichzeitig erlebt man durch ihre Augen, das doch sehr tragische Schicksal ihrer Mutter mit und darf die feine, liebevolle Bindung der Beiden miterleben.
Trotzdem fiel es mir am Anfang fiel es mir etwas schwer in das Buch zu finden. Der Schreibstil ist wunderschön, poetisch, auf den Punkt und sehr ehrlich. Ich habe das Buch oft kurz zur Seite gelegt um über kleine Impulse zum Nachdenken zu reflektieren.

Es dauert eine ganze Weile, bis Alessandra älter wird, bis sie beginnt ihren eigenen Weg zu gehen, der für mich auf der einen Seite natürlich sehr feministisch war, auf der anderen Seite aber auch von sehr traumatischen Erlebnissen und vielen inneren Kämpfen geprägt war. Insgesamt hat es mir sehr große Freude gemacht Alessandra zu begleiten und schon bald habe ich auch die kleinsten Detaills in mich aufgesogen. In meinen Augen muss man das Buch langsam lesen, Alessandra wirklich begleiten und nicht erwarten, dass jeder Tag ihres Lebens der prägenste und abwechlungsreichenste ist. Auch die Spaziergänge und generell Szenen aus Rom habe ich als großer Fan der Stadt sehr geliebt und gleichzeitig ziemlich viel Fernweh gehabt.

FAZIT:
Ein sehr interessantes, mit überraschendem Feingefühl, roher Ehrlichkeit und viel Feminismus geschriebenes Buch, dass auch vor dem Erscheinungsjahr 1949 spannend zu lesen ist. Ich habe mich jedoch etwas schwer getan in die Geschichte zu finden und es gab einige Längen. Trotzdem eine große Empfehlung!

4 von 5 Sternen